Archiv zum Thema: Paradox

Du verlangst eine Richtigstellung (Augustin, Teil 3)

Ok, wow. Ich muss dich erstmal sacken lassen.

Du hast auf meine Blogeinträge reagiert. Du hast mich gefunden, obwohl du hier eigentlich nicht mitliest.

Ich wurde sprachlos, als du auf der Party gestern aufgekreuzt bist.
Eine Sekunde der Freude, ein Moment des Triumphs, sie währte nur kurz. Fremde Jungs tuschelten mit dir, blickten zu mir herüber, dann kamst du auf mich zu.

Es würde dir nicht gefallen, dass ich über dich schreibe. Nur du selbst konntest wissen, dass du gemeint warst.

Aber ich lasse mir nicht das Wort verbieten und für meine Gefühle kann ich nichts.
Sie sind nichts schlechtes und ganz ehrlich: es ist nicht mein Problem, wenn du mit ihnen nicht umgehen kannst.

Das habe ich dir gestern allerdings so nicht gesagt.

Denn es geht hier nicht um uns. Es geht um mich in Bezug auf dich.

Egal, wenn es dir nicht in den Kram passt, dass ich hier so „öffentlich“ meine Gefühle für dich breittrete. Wie ich in Gedanken über dein Liebesleben philosophiere und damit meinen Blog füttere.

Ja, ich geb es zu, ich wusste nicht, was du so treibst und doch geht es mich noch etwas an.
Deshalb tu nicht so, als wäre ich dir peinlich, oder gar meine Gefühle zu dir.
Oder als könnte irgendjemand deine Identität erraten.

Nicht mal J. kann erraten, wer du bist. Oh, ich seh schon, wie Eifersucht in deinen Augen aufblitzt.
Nein, es geht immer noch nicht um J., aber er illustriert perfekt, was du dir nicht einzugestehen trautest: dir behagt nicht das Gefühl, dass ich mich auch mit anderen Jungs treffe.

Gestern hat er schnell reagiert und Abstand gehalten, als er dich gesehen hat.
Damit du bloß nicht auf falsche Gedanken kommst.

Wo wir es gerade davon haben: Du bist derjenige, der mir Hoffnung gemacht hat, der, der den ersten Schritt wagte.
Hast selbst gesagt, dass es dir heute nicht um Sex ging, nicht nur.
Dass wir mehr sind.
Dabei weißt du immer noch nicht, was du willst. Denn küssen, küssen ist nicht.
Das geht dir zu weit.

Dabei musst du es dir nur eingestehen: du willst mich. Noch immer.

Ja, du hast meine Frage noch nicht beantwortet, ich weiß noch immer nicht, was du so treibst.
Und doch geht es mich etwas an. Vor allem, seit der letzten Nacht.

Zerschmetterlinge

Verliebt sein, das ist dieses Gefühl im Magen, dieses leichte Kribbeln.
Die flatternden Beine, der schnelle Herzschlag.

Ich schaue Dich an und mir wird gleichzeitig warm und kalt. Du machst mich schwach, dein Blick bringt mich um den Verstand. Ich stottere, stammele sinnlose Worte, werde unsicher und schweige. Starre dich weiter an. Lächle.

Das Zucken im Bauch, kurz bevor ich mich übergeben will. Der stechende Schmerz, der Geschmack von aufsteigender Kotze.

Verliebt sein bedeutet für mich: lauf!
Denn wenn ich mich jetzt nicht rette, muss ich am Ende auch noch mein zerfetztes Herz aus den Ritzen pulen.

Du bist es nicht. Offensichtlich.

Geschockt starre ich in ein Gesicht, da auf dem Bildschirm.
Ich beginne zu zittern. Dabei bin ich eigentlich ruhig. Totenstarr.
Als hätte ich ein Gespenst gesehen, besser gesagt: Dich.

Doch du bist es nicht. Offensichtlich.
Er sieht dir nicht ähnlich, aber er ähnelt dir so unglaublich.
Der gesenkte Kopf beim Reden, diese nachdenkliche, verträumte Art, dann wieder der aufmerksame Blick.
Seine tiefen, dunklen Augen, traurig und voller Geheimnisse, sie schauen mich direkt an.
Das Zittern wird zu einem Beben. Nicht ich wackele, sondern mein Zimmer, die Wände.
Sie beben. Vor Anspannung. Ich erkenne Dich – und alle alten Gefühle flammen wieder auf.

Er ist wie du. Ich glaube es nicht. Er ist wie du.
Es ist, als ob du mich anschaust, als ob ich dir wieder gegenüber sitzen würde, wieder mit dir reden könnte.
Ihr sagtet, ich wäre jemand, den ihr küssen würdet. Zärtlich, auf einer Party.
Ihr seid nicht die selbe Person, doch eine Eigenschaft ist euch gemein: ihr seht keine Zukunft mit mir.
Doch nur er sagte mir unmittelbar ins Gesicht, dass er jemand anderes suche. Nicht mich.

Ich werde dich trösten

Zwei Tage später. Wir saßen zu zweit auf meinem Bett. Er hielt mich fest, drückte mich an sich.
Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr.
Es war, als würdest er flüstern: „Ich brauche dich.“

Denn so war es auch! Ich hatte ihn gebändigt, gezähmt.
Oh Junge, dieser Tiger fraß mir aus der Hand. Er war mir von Kopf bis Fuß verfallen.

Dieser Moment war zu gut, um ihn je enden zu lassen. Ich wollte ihn konservieren, eintüten.
Mein Körper bebte in stiller Vorahnung auf die bevorstehende Nacht. Ich würde ihn nie mehr gehen lassen können.

Ich strich ihm die Träne von der Wange. Knöpfte ihm sein Hemd auf. Strich über seine Bauchmuskeln.

Mit seinen starken Armen beugte er sich über mich. Auf dem Rücken liegen sah ich ihm in die Augen.

So schwach, so verletzlich. Tiefere und ehrlichere Augen als die seinen hatte ich schon sehr lange nicht mehr gesehen.

„Los,“ flüsterte ich, „das wird dich trösten.“

 

Schizophrenes Herz

Vorsicht, bleib fern von mir!
Zu deiner eigenen Sicherheit.
Ich brauche dich nicht mehr, und du musst jetzt stark sein.

Ich bin gemein zu dir, versuche dich zu verletzen.
So, wie du mich verletzt hast, ohne es zu wollen.

Ich renne zu dir weg, an dir vorbei.
Auf dich zu, drumherum.
Warte bis du kommst, dann verstecke ich mich vor dir.

Dabei tue ich das gar nicht, um dich zu verletzen.
Ich tue es, um mich zu schützen.

Ich spiele unnahbar, gebe mich gleichgültig.
Innerlich zerfetzt es mich, es reißt mich zu dir.
So wie du mich einst an dich gerissen hast,
deine Lippen auf meine gepresst
und wir uns bis zur Bewusstlosigkeit geküsst haben.

Ich will dich, will dich, will dich WILL DICH, verdammt!
Aber ich kann längst nicht mehr.

Das verwirrt, du verstehst nicht, was los ist.
Dabei müsste ich nur aufhören zu schreien. Dann könntest du hören:
Mein Herz klopft schizophren, es hämmert auf dich ein.

Wechselhatz

Heute liebe ich dich, morgen bist du das Wichtigste auf der Welt für mich.
Aber übermorgen bricht sie wieder zusammen. Dann fehlst du mir, du bist nicht hier.

Dann bin ich alleine, mit meinen Gedanken. Sie trauen dir nicht so recht. Sie zweifeln dich an. Deine Worte.
Du bist zu schön, um wahr zu sein. Du bist nicht hier, und je länger du nicht hier warst, desto verschwommener wird die Erinnerung an dich. Doch umso stärker umklammert sie mich.

Ich sehe dich nicht, aber du lässt mich nicht  mehr los.

Ich bin wechselhaft, meine Stimmung schwankt. Ich schmiede Pläne.
Ficken, Hochzeit, Kinder kriegen – das Übliche halt, falls es klappt mit uns.

Falls es nicht klappt, dann weiß ich nicht was ich machen würde. Ich sollte Ersatz parat haben. Dabei bist du doch einzigartig. Ich sollte ohne dich leben können. Dabei bist du meine Luft zum Atmen. Ich sollte ohne dich stark sein. Dabei bist du es, aus dem ich meine Kraft schöpfe.

Ich schmiede Pläne für beide Fälle, teile meine Gefühlswelten in zwei. Einmal hasse ich dich, dann bist du mir das Liebste auf der Welt. Die Welten stehen im Krieg – und am Ende kann es keine Gewinner geben. Stillschweigend werden sich sich gegenseitig auslöschen. So, als hätten sie nie existiert.

Und du, wer warst du noch gleich?

Fastastisch

Blick in die Zukunft: Wir werden eines Tages heiraten, das steht fest! Ich werde zu dir ziehen. Später ziehen wir dann in eine kleine Stadtvilla, ein Landhaus im hohen Norden folgt. Mit Norden meine ich Norwegen. Entscheiden werde ich das natürlich erst auf einer Rundreise, die wir später alle paar Jahre wiederholen werden. Wir besuchen die Inuit, schlafen in einem Iglu und kuscheln und ficken, damit uns nicht kalt wird. Ein kleines Inuitwaisenbaby wird dir ans Herz wachsen. Wir ergreifen diese einmalige Chance und adoptieren es. Ich werde anfangs komplett überfordert sein, obwohl er mir natürlich auch ans Herz wächst. Doch du, du gehst sofort in der Vaterrolle auf. Oder Mutterrolle. Die Energie (für beide Rollen gleichzeitig) besitzt du, das habe ich schon immer an dir bewundert. Es wird natürlich nicht bei einem Kind bleiben. Der Gedanke, ein eigenes Kind zu haben, wird mich nicht loslassen. Wir finden zwei Leihmütter – ein Lesbenpärchen – die unsere Kinder austragen werden. Ich werde in ein Becherchen spritzen, du spielst mit dem Gedanken, es auf die „natürliche Art“ zu machen. Nachdem ich auf den Geschmack gekommen bin, aktiv zu sein, werde ich dich gerne wieder einmal selbst ran lassen.

Mit den Jahren wird  sich auch meine Befürchtung legen, jung zu sterben – oder zu einem Pflegefall zu werden. Aktiv bis ins hohe Alter werden wir sein, bis ich dann vor dir den Löffel abgebe. Mein Versprechen, dass ich dir damals gegeben hatte, werde ich nicht halten können: Dich nicht zu verlassen. Du wirst bitterlich um mich weinen und noch lange trauern. Das hoffe ich zumindest, denn ich werde nicht wissen, was nach meinem Abschied von dieser Erde passieren wird.

Das letzte, an das ich meinem Lebe noch denken werde, wird die Erinnerung an den Moment sein, an der wir uns das erste Mal begegnet sind. Ich werde mich erinnern, wie ich schon damals wusste, dass du der Richtige sein wirst. Wie ich lange und geduldig auf dich gewartet habe. Wie wir uns das erste Mal küssten. Und mir wird siedend heiß die Erinnerung an diesen Text wieder in den Sinn kommen. Es wird das letzte sein, was mir durch den Kopf schiesst: Wie alles Realität wurde. Wie ich ihn damals schrieb, lange, bevor wir überhaupt zusammenkamen.

Probieren über Studieren?

Neulich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Freund.
Wir erzählten uns gegenseitig von unserem Liebesleben. Er schien die Jungs wie Unterwäsche zu wechseln, probierte alle einmal an, zog alle einmal aus. Ob Sex oder Beziehung, nichts war von Dauer.
Dann sollte ich von mir erzählen. Doch da gab es nichts. Keinen Sex – und schon gar keine Beziehung.
„Warum?“, wollte er wissen.
„Ach weißt du“, ich nachdenklich, „irgendwie finde ich nicht den Richtigen.“
Da verstand er und sagte: „Ach… Ich auch nicht.“

Pubertäter

Am Anfang krachte und blitzte es – im positiven Sinne. „Wow“, dachte nicht nur ich – „Is der goil“, sagten auch meine Freundinnen. Und so nett! Du hast Humor, du bist witzig und dein Grinsen verrät zwei Dinge: Du bist total niedlich. Dich muss man einfach gern haben! Im Grunde der perfekte Schwiegersohn.

Was die Eltern nicht wissen: Du hast es Faustdick hinter den Ohren. Mehr noch als ich! Du und dein Lausbubengrinsen. Du spielst mit dem Feuer und verbrennst dich dabei doch nie. Es sind die anderen, die sich an dir die Finger verbrennen. Du stehst irgendwie immer mit einer weißen Weste da: Du willst spielen, du willst deinen Spaß – und am Ende zahlen die anderen die Rechnung.

Du gibst einem das Gefühl, alles zu haben, was man sich wünschen kann. Ist man in deiner Gegenwart, ist man genauso toll wie du. Deine Tollheit färbt auf deine Begleitung ab. Du bist ein Geber, du gibst dich her. Du verkaufst dich nicht, aber du teilst dich.

Zu spät merkt man, dass du ein Dorffahrrad bist. Alle wollen mal mit dir fahren. Alle haben sie schon einmal. Dabei bist du schon weit herumgekommen. Egal wen man fragt, egal wo man hinkommt. Erwähnt man deinen Namen, so zeichnet sich ein Grinsen im Gesicht des anderen ab. „Ihn kennen? Klaaar. Wie, du auch??“, so, als hätten sie sich abgesprochen. Kein Wort der Klage, aber ein Wort des Lobes. Ob es dir gut gehe, fragen sie. Als ob ich es wüsste.

Du teilst dich zwar, aber du teilst dich nicht mit! Du bleibst ein Geheimnis. Du versprichst nichts. Jedenfalls nicht mit Worten. Doch dein Grinsen spricht Bände. Willst du spielen, so spielt man mit. Egal, auch wenn man dabei verliert. Dir geht es nicht ums gewinnen. Du hast schon gewonnen. Das ahnt man irgendwie, und du, du weißt es auch! Du zeigst deine Karten nicht, du bluffst, gibst vor, nichts zu wissen. Und dabei bist du eiskalt, eiskalt und berechnend.

Du weißt um deine Wirkung, du weißt um dein Aussehen. Du weckst Begierde, du bist ein Lustobjekt. Eine Trophäe. Es geht darum, dich zu gewinnen. Das weißt du, es ist ein Spiel. Was man nicht ahnt: du hast es erfunden. Du hast die Regeln gemacht. Wer sie nicht kennt, der verliert. Leider hast du sie nicht aufgeschrieben. Schaut man dich an, verliert sich auch sofort jeder Gedanke daran, dass es so etwas überhaupt geben könnte. Du erweckst nicht den Eindruck, als hättest du alles kalkuliert. Man traut es dir auch irgendwie gar nicht zu. Du siehst zu herzig aus, als das man dir böse Absichten unterstellen könnte.

Wenn, dann ist man selbst der Böse, der, der dich heimlich ins Bett kriegen will. Oder schlimmer noch: der, der dich an sich binden will. Du machst einem ein schlechtes Gewissen. Dabei hast du die Schere in deiner Lausbubenhose versteckt, jeder Versuch, dich irgendwo fest zu binden, wird, wenn man gerade nicht hinschaut, von dir zunichte gemacht: du zückst die Schere und *Schwupps* wurde der Bindungsvorgang abgebrochen.

Man wundert sich noch, warum es wohl nicht klappen mag, gibt sich selbst die Schuld. Zweifel kommen auf. Selbstzweifel. Man wird unsicher. Man geht jeden Gesprächsfetzen durch, an den man sich in der Eile noch erinnert. Langsam dämmert es, dass du nie etwas gesagt hast, das einem Sicherheit geben würde, nichts, dass dafür spräche. Du versprichst nichts. Nicht mit Worten.

Du weißt, wieso: weil du deinen Spaß willst, weil du spielen willst. Du kleiner Bengel. Irgendwie wirkst du unreif. Ein kleines Kind, das nicht so recht weiß, was es will. Gehört auch das zu deiner Taktik? Sie wäre genial: Gräbt man nach Indizien für dein kalkuliertes Spiel, so stößt man nur auf das Kind in dir. Beim Graben erwischt man es am Kopf, es fängt an zu weinen und rennt weg. Ein Gespräch wird somit zur Unmöglichkeit. Ein unschuldiges Kind, viel zu naiv um sich so etwas Böses auszudenken. Ein Kind, das unzählige Freunde hat und mit jedem spielt. Wer würde es dir übel nehmen? Man tröstet es sogar noch, weil man der Böse war, und mit der Schaufel zu tief gegraben hat.

Aber langsam reicht es mir! Ich nehme es dir übel. Es ist geplant, es ist durchdacht. Alles! Du bist durchtrieben! Ich habe dich durchschaut!
Hör auf, so frech zu grinsen! Hör auf, diese Spielchen zu spielen! Sonst nehme ich diese Schaufel und brate dir eins über die Rübe! Werde endlich erwachsen! Und fang verdammt nochmal an mich zu lieben!

Das Gesamtpaket

In der Schule gibt es viele heiße Jungs, die haben sogar was in der Birne.
Leider sind sie nicht schwul.

In der Szene gibt es viele schwule Jungs, ein paar davon sehen auch noch sehr gut aus.
Leider haben sie nichts in der Birne.

Es gibt auch viele intelligente Jungs, die schwul sind.
Leider sind die dann nicht wirklich heiß.

Es gibt auch heiße Jungs, die schlau sind.
Leider nehmen die es etwas mit Schwulsein zu genau.

Und dann gibt es da diesen einen Kerl, der schlau, intelligent, verdammt sexy ist und obendrein noch schwul.
Warum er nach der gemeinsamen Nacht nicht mehr angerufen hat, ist mir unbegreiflich.