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Ein kurzes Glimmen

Der Körper. Noch nicht dürr, sondern schlank. Weiblich graziös nimmt er Platz, steckt sich schon die erste Zigarette an.

Zwischen zwei gestreckten Fingern wird sie zum Mund geführt, einmal kräftig daran gesogen, während die Hand eine Vierteldrehung vollführt und nun mit dem Arm eine Linie bildet, der Glimmstengel steht kongruent ab.

Der Höhepunkt dieses Rituals folgt anschließend, als die Hand samt Zigarette Richtung Boden abknickt und dort in gebeugter Haltung verharrt.

Das Bild eines Jungens im Café. Er wartet auf sein Date. Er trägt sein bestes Make-Up, in der Hoffnung, an der Parfümwolkenfront auf schönes Wetter zu stoßen.

Dieser lesenswerte Artikel wurde am 30. April 2008 das erste Mal veröffentlicht

Sublimierung

Er lächelt, er grinst, er strahlt vor Freude. Es dringt aus seinem Inneren nach außen. Es scheint, als besitze er eine versteckte Quelle voller Zuversicht. Kraft spendend, für alles, was er sich vornimmt. Wissend grinst er, verheißungsvoll bis in die Mundwinkel.

Er sieht keine Probleme, keine Hindernisse, nein, er sieht Chancen – und er versteht es, diese zu ergreifen und zu nutzen. Er wankt nicht, jeder seine Schritte wirkt leichtfüßig, ja elegant sogar. Er weiß was er will, er hat schon viel erreicht. Seinen durchtrainierten Luxuskörper gab es gratis dazu.

Ich versuche, mit ihm mitzuhalten. Aber meine Batterien besitzen nicht die gleiche Energie, die er an den Tag legt. Einen Tag kann ich Schritt halten, morgen gerate ich ins Straucheln und bleibe auf der Strecke.

Er lacht der Dunkelheit ins Gesicht, verjagt die bösen Geister. Und er zieht das Licht an. Großartige Menschen, die seine Gesellschaft suchen, strahlende Gestalten – und mich, das Häufchen elend.
Er erkennt sofort, wie es mir geht. Das schätze ich so an ihm.

Ich bin verloren. Geistig abwesend, träumend und verdrängend stehe ich da, beobachte ihn.
„Was ist los?“, fragt er. „Lächle mal!“, er kitzelt mich. Ich muss lacheln, dann wehre ich mich und versuche, ihn wegzustoßen.

„Was ist dein verdammtes Geheimnis“, rufe ich. „Verrate es mir! Ich tue alles, was du willst!“

Da wird er ernst, sehr ernst. „Es geht darum, was Du willst. Es ist so einfach! Es verhält sich wie mit diesem Text: mit einem Lächeln fängt es an.“

Ich halte inne… „Und dann? Wie geht es weiter?“
Er zieht mich zu sich. „Dann…“, flüstert er leise und küsst mich.

Röntgenschlampe!

Du erbärmliches Kind! Schau dich an! Erkennst du nicht, wie traurig es ist, was du da machst? Der „Erfolg“ scheint dir zu Kopf gestiegen. Das nennst du Erfolg? Ein paar Leute, die dir Honig um den Mund schmieren, weil sie vermuten, dass du einen geilen Arsch besitzt?

Klar, den zeigst du nicht her, nein. Von dir gibt es keine Videos, in denen du dir Dildos in den Hintern, oder Reißzwecken in die Eichel stichst. Schade, denn was du da machst, ist viel schlimmer. Du ziehst dich aus, innerlich. Dein Seelenstrip könnte nackter nicht sein!

Alles, alles aus deinem einsamen, traurigen Leben musst du ins Internet stellen. Du stellst dein Innerstes zur Schau! Hast du keine Freunde, denen du das erzählen kannst?

Oh weh, es gibt sie nicht. Niemand in deinem Kaff, das so eingeschlafen ist, dass man nicht einmal mehr das taube Kribblen im Arm spürt, versteht dich. Du wirst für das gehasst, was du bist. Du bist schwul. Und noch dazu ganz allein.

Welch kläglicher Versuch eines erfolglosen Outings. Spott hat es dir gebracht. Unverständnis, Abneigung. Warum nur konntest du keine Mitkämpfer rekrutieren, die sich neben dich an deine Seite gestellt und ein Bett mit dir geteilt hätten?

Klar, dass da nur die Flucht ins Internet bleibt.
Du denkst vielleicht, du bist unentdeckt, unerkannt – ha, jetzt zeigst du sogar dein scheues Gesicht. Dir wird das Lachen noch vergehen.

Jeder deiner unvorsichtigen, zaghaften Schritte wird beobachtet. Wir warten, bis du gefällst. Denn wir lieben es, dich leiden zu lesen.

Wellenreiten

Mein Kopf ist ein Ozean, jede Welle ein Gedanke.
Dort draussen suche ich nach intelligentem Leben, nach anderen Suchenden.
Er steht am Strand, als Rettungsschwimmer, den Blick immer aufs Meer gerichtet.

Er bekommt von meiner Suche nicht viel mit. Ich habe ein paar mal versucht, den Sinn genauer zu erklären, es aber bald bleiben lassen. Er ist von mir fasziniert, aber sein Körper ist das einzige, das mich an ihm interessiert.

Oh, er ist so heiss. Wie die Wüste in seinem Kopf.

Aber was er zu bieten hat, ist im wahrsten Sinne des Wortes offensichtlich. Er ist ein Mann, der Taten für sich sprechen lässt. Er springt ins Wasser und rettet mich, wenn ich in meinen Gedanken zu ertrinken drohe.

Das klappt recht gut und mir passiert das leider oft. Sein Glück für ihn: sobald er seine Hose ausgezogen hat, setzt auch bei mir der Verstand aus. Dann vögeln wir geistig auf der gleichen Wellenlänge.

Hoffnungslast

Seht sie euch an, die zwei! Glücklich lecken sie sich gegenseitig den Hals, versenken ihre Zungen im Mund des anderen. Turteln wie Tauben, lecken wie Katzen, schlecken wie Hunde – und ganz bestimmt rammeln sie auch wie die Karnickel.

Seit Jahren, so scheint es, seid ihr schon zusammen. Unzertrennbar, ihr gehört einfach zueinander. Trifft man den einen, ist der andere nicht weit. Nicht nur in euren Köpfen hat sich schon dieses Band gebildet, das aus zwei Einzelnen eine Einheit geschnürt hat.

Dabei kenne ich den anderen gar nicht! Ich weiß nicht mal, wie er heißt. Vermutlich nennst du ihn ‚Schatz‘. Was er macht, also beruflich, ist mir egal. Wie er es dir macht, im Bett, interessiert mich schon eher.

Ist er gut? Hat er es drauf? Ist er besser als ich? Mindestens gleich gut muss er sein, es hat dir ja damals schon sehr gut gefallen, mit mir. Charakterlich überlegen? Ausgeschlossen, niemals!

Bleibt also das Aussehen, der Schwanz. Baust du darauf eure Beziehung auf? Intellektuell ist er dir doch unterlegen, das verrät schon sein dümmlicher Blick auf diesem Foto da. Ihr wart zusammen auf einer der vielen Partys, und er, er knabbert dir lüstern am Ohr. Eklig.

Jedes Mal, wenn ich dein Profil anschaue, interessiert mich nur eins: der Beziehungsstatus. Im Gegensatz zu den Fotos jedoch bleibt er beharrlich auf „vergeben“.

Insgeheim hoffe ich, dass ihr euch endlich getrennt habt. Du verdienst es nicht glücklich zu sein. Denn warum sollte es dir besser gehen als mir?

Heteromeo

Er ist groß, er ist stark. Seine männliche Art imponiert. Er könnte mich beschützen, er wäre für mich da. Er sieht so friedlich aus, wenn er schläft. Seine Frisur ist so herrlich zerzaust, wenn er aus der Dusche kommt. Wie gerne würde ich ihm die Strähne aus dem Gesicht zupfen, ihm dann das Handtuch entreißen, und ihn küssen.

Aber wenn er das wüsste, würde er mich schlagen. Er würde ES nicht verstehen.
Dass er perfekt für mich wäre. Dass er all das ist, wovon ich immer geträumt habe.
Er wird es nie erfahren, weil er es nie erfahren darf. Dann wäre alles vorbei. Aus und kaputt. Es ist gut, so wie es jetzt ist.
Und das Beste dabei: er hat absolut kein Interesse an mir.

Wechselhatz

Heute liebe ich dich, morgen bist du das Wichtigste auf der Welt für mich.
Aber übermorgen bricht sie wieder zusammen. Dann fehlst du mir, du bist nicht hier.

Dann bin ich alleine, mit meinen Gedanken. Sie trauen dir nicht so recht. Sie zweifeln dich an. Deine Worte.
Du bist zu schön, um wahr zu sein. Du bist nicht hier, und je länger du nicht hier warst, desto verschwommener wird die Erinnerung an dich. Doch umso stärker umklammert sie mich.

Ich sehe dich nicht, aber du lässt mich nicht  mehr los.

Ich bin wechselhaft, meine Stimmung schwankt. Ich schmiede Pläne.
Ficken, Hochzeit, Kinder kriegen – das Übliche halt, falls es klappt mit uns.

Falls es nicht klappt, dann weiß ich nicht was ich machen würde. Ich sollte Ersatz parat haben. Dabei bist du doch einzigartig. Ich sollte ohne dich leben können. Dabei bist du meine Luft zum Atmen. Ich sollte ohne dich stark sein. Dabei bist du es, aus dem ich meine Kraft schöpfe.

Ich schmiede Pläne für beide Fälle, teile meine Gefühlswelten in zwei. Einmal hasse ich dich, dann bist du mir das Liebste auf der Welt. Die Welten stehen im Krieg – und am Ende kann es keine Gewinner geben. Stillschweigend werden sich sich gegenseitig auslöschen. So, als hätten sie nie existiert.

Und du, wer warst du noch gleich?

Hereinspaziert

Du bist mein Untergang, mein Verderben. Meine einzige Hoffnung und die letzte Rettung.

Du hälst mein Leben in der Hand, ziehst die Fäden, steuerst und lenkst mich. Du bist immer hier, bei mir, und all meine Gedanken drehen sich um dich.

Ohne dich bin ich nichts, deshalb bitte ich dich: Tritt endlich in mein Leben.

Kurze Bestandsaufnahme

Zu alt für die jungen, zu jung für die alten. Einer Beziehung, egal ob Liebe oder Freundschaft, fehlt es einfach an der Grundlage. Ich will das eine und schenke das andere.

Und du, Fremder, was du mir am Ende auch gibst:
Ich hoffe, du besorgst es mir richtig.

Liebe auf Crashkurs

Jungs und Autos gehören zusammen. Das ist auch bei denjenigen Jungs so, die auf das gleiche Geschlecht abfahren. Sie düsen voller Vorfreude los. Ohne Ziel, ohne Plan und ohne Erfahrung machen sie sich auf die Reise.

Sie befinden sich auf einer Spritztour – ohne Rücksicht auf Verluste. Doch ohne Verluste und Verlierer kommt diese erste eigene Fahrt nicht aus. Sie müssen sich die Stoßdämpfer prellen, Kopf über ins Gebüsch preschen – ganz gleich was da  kommt oder auf wen sie stoßen.

Ohne dass sie es gleich bemerken wird aus der Spritztour eine Verfolgungsjagd. Sie werden zur Beute – oder sie suchen selbst einen Beifahrer.

Mängelerscheinungen am Fahrzeug machen sich jetzt teuer bezahlt – sie mindern den Marktwert ungemein.

Wer will schon einen Gebrauchtwagen fahren?

Und so düsen sie los – in der Hoffnung, den Glückstreffer zu landen – und ihn in einem Neuwagen zu ergattern.

Wo man Liebe findet

Papa Bär ist groß und stark, sehr erfahren – und steht auf Fisten.

Ich fragte ihn, was er darin denn findet.

Da erklärte er mir: „Weißt du, mit den Jahren wirst du erkennen: Liebe ist Scheisse.“

Dummteuse

Kleine Mädchen (und ach, auch die kleinen Jungs), sie alle fliegen auf wilde Kerle. Sie warten nur darauf zum Löwenbändiger, Tigerzähmer oder Bärenreiter zu mutieren. Sie wollen einen wilden Kerl, einen richtigen Mann.

Einen mit ner harten Schale – und einem weichen Kern. Sie wollen ihn knacken, ihn bändigen, ihn zähmen. Nur ihnen wird er sein Innerstes offenbaren, sein wahres Ich zeigen und seine intimsten Gefühle mit ihnen teilen.

Sie haben den Anspruch, die ersten und einzigen zu sein, denen das gelingen wird. Es sollen ihre Leinen sein, die an seinem Halsband angebracht werden.

Es gibt ein wildes Getöse, wenn sie alle mit ihren Kerlen auf der Straße stolzieren. Anfangs hört es sich noch an wie ein tierisches Gebahren – doch sobald er ihre Sprache spricht, verstehen sie das Begehren.

Die Kerle bellen sich und ihre Herrchen nicht gegenseitig an, nein. Sie sagen sich: „Hallo.
Schön, dich wiederzusehen.“

Fastastisch

Blick in die Zukunft: Wir werden eines Tages heiraten, das steht fest! Ich werde zu dir ziehen. Später ziehen wir dann in eine kleine Stadtvilla, ein Landhaus im hohen Norden folgt. Mit Norden meine ich Norwegen. Entscheiden werde ich das natürlich erst auf einer Rundreise, die wir später alle paar Jahre wiederholen werden. Wir besuchen die Inuit, schlafen in einem Iglu und kuscheln und ficken, damit uns nicht kalt wird. Ein kleines Inuitwaisenbaby wird dir ans Herz wachsen. Wir ergreifen diese einmalige Chance und adoptieren es. Ich werde anfangs komplett überfordert sein, obwohl er mir natürlich auch ans Herz wächst. Doch du, du gehst sofort in der Vaterrolle auf. Oder Mutterrolle. Die Energie (für beide Rollen gleichzeitig) besitzt du, das habe ich schon immer an dir bewundert. Es wird natürlich nicht bei einem Kind bleiben. Der Gedanke, ein eigenes Kind zu haben, wird mich nicht loslassen. Wir finden zwei Leihmütter – ein Lesbenpärchen – die unsere Kinder austragen werden. Ich werde in ein Becherchen spritzen, du spielst mit dem Gedanken, es auf die „natürliche Art“ zu machen. Nachdem ich auf den Geschmack gekommen bin, aktiv zu sein, werde ich dich gerne wieder einmal selbst ran lassen.

Mit den Jahren wird  sich auch meine Befürchtung legen, jung zu sterben – oder zu einem Pflegefall zu werden. Aktiv bis ins hohe Alter werden wir sein, bis ich dann vor dir den Löffel abgebe. Mein Versprechen, dass ich dir damals gegeben hatte, werde ich nicht halten können: Dich nicht zu verlassen. Du wirst bitterlich um mich weinen und noch lange trauern. Das hoffe ich zumindest, denn ich werde nicht wissen, was nach meinem Abschied von dieser Erde passieren wird.

Das letzte, an das ich meinem Lebe noch denken werde, wird die Erinnerung an den Moment sein, an der wir uns das erste Mal begegnet sind. Ich werde mich erinnern, wie ich schon damals wusste, dass du der Richtige sein wirst. Wie ich lange und geduldig auf dich gewartet habe. Wie wir uns das erste Mal küssten. Und mir wird siedend heiß die Erinnerung an diesen Text wieder in den Sinn kommen. Es wird das letzte sein, was mir durch den Kopf schiesst: Wie alles Realität wurde. Wie ich ihn damals schrieb, lange, bevor wir überhaupt zusammenkamen.

Kronleuchter

Ich bin nicht sonderlich helle, aber ich lasse trotzdem jeden Raum erstrahlen, sobald ich ihn betrete. Ich weiß nicht warum, aber die Leute drehen sich zu mir hin. Geblendet von meinem Aussehen fällt niemandem auf, dass ich eigentlich nicht weiß, was ich hier mache.

Will ich dich verführen? Will ich dich für mich gewinnen, dich einwickeln und für immer an mich binden? Sollst du mir verfallen – oder will ich dir einfach nur gefallen?

Suche ich Bestätigung? Du versuchst mich zu küssen, ich ziere mich. Spiele ich mit dir?

Ich kann es dir nicht so recht sagen, also schweige ich – und lächle. Doch mein Gesicht scheint Bände zu sprechen.

Du lässt von mir ab. Blickst du hinter meine Fassade? Das kann nicht sein – denn niemand weiß besser als ich, dass da nichts ich. Ich strahle stärker, doch ohne Erfolg.

Zu spät fällt mir deine Sonnenbrille auf! Du hast mich erwischt, durchschaut, mein Unvermögen entdeckt – und trotzdem hast du versuchst, mir näher zu kommen. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht? Ich kann dich das leider nicht mehr fragen, denn ich habe schon längst das Weite gesucht.

Der falsche Prinz, der fliegen kann, aber nur, wenn niemand zuschaut.


Song: Little Dragon – Stormy Weather »

Ich zittere, ich bibbere, ich weine, ich schreie, ich freue mich, ich heule nicht, ich laufe schnell, ich gehe weiter, ich bleibe stehn, dreh mich im kreis und schau mich um.
Ich bin dumm, ich bin schlau, ich verstehe die welt nicht, ich habe fragen, ich suche antworten, ich will das eigentlich gar nicht alles wissen. zuviele informationen, zuwenig sinn.

Alles zu laut, ich werde laut, ich werde leise, ich werde stumm, ich schlage den kopf gegen die wand, schlage mich, tröste mich, esse schokolade, noch etwas mehr, dann hab ich genug. ich bin nicht satt, ich habe hunger, keinen hunger, keine lust, bin voller tatendrang, will überall hin, weiß nicht wohin, in alle richtungen, kann nicht aus meiner haut, kann nicht weg, bleibe hier.

Ich bin weg, weit weg, in der fremde, woanders, körperlich, gedanklich, geistig, nicht hier, nicht dort. Immernoch hier.
Ich gebe mir einen sinn, sinnvoll, sinnlos, sinnentfremdet, zweckenfremdet, ohne zweck, da ist ein fleck, er geht nicht weg, er wird größer, geht durch die klamotten, bis zur haut, von der haut, macht alles nass.

Ob tränen oder blut, aus angst oder wut, aus sinn ohne zweck, der schmerz verletzt, geht durch und durch. etwas zerbricht, wird wieder geflickt, war nie wirklich heil, macht jetzt also auch nichts. keine garantie, kein interesse, keine aussicht auf besserung, ein pflaster drauf und gut ist. solange man die wunde nicht sieht, ist nichts passiert.
mir geht es gut, ich glaub es fest, nichts passiert, nie passiert, alles gut.

ende gut, alles gut. ich bleibe noch sitzen, dann hab auch ich keine lust mehr. ich schließe die augen, der junge auch. doch er, der im spiegel heult noch weiter, aber niemand schaute mehr zu.

Wir gehn zusammen den Gang der Gedanken

Ich möchte nicht, dass du mir sagst, ich würde mir zuviele Gedanken machen. Das gehört zu mir, so bin ich nun einmal. Du siehst die Dinge anders, gehst sie lockerer an. Das mag für dich gut funktionieren, aber so bin ich nun einmal nicht.

Ich möchte nicht, dass du versuchst, mich davon abzulenken. Ich mag keine anderen Gedanken haben. Nicht, solange da noch nicht zu Ende gedachte Gedanken warten. Am Ende sprudeln sie nur doch wieder hervor. Und es macht mich ganz verrückt, wenn du so tust, als wären sie nicht da.

Ich möchte, dass mich verstehst, meine Sorgen teilst. Mit mir den Gedankengang zu Ende gehst. Und am Ende auch die Eier hast, mir zu sagen: „Ja, das ist echt eine schöne Scheisse.“

Bildcredit: Walking On The Dream [Explore] von MohammeD BuQuRais bei Flickr

Unemotional Sex

Ich bewundere ja insgeheim Leute (Männer), die das Zeug zum Sportficker haben. Unverbindlicher Sex mit vielen, vielen Männern.
Dazu muss man das Aussehen haben – und die geistige Verfassung.
Rein, raus, runter und raus – das schaffen nur Leute, die genau wissen, was sie wollen – und wann es Zeit ist, zu gehen. Unabhängigkeit, Ungebundenheit, Selbstständigkeit.

Also probierte ich das selbst einmal aus. Nach dem 5 Mann wollte ich von Männern nichts mehr wissen. Seither weine bei jeder Form von sexuellem, unverbindlichen Kontakt, habe mich von all meine Kunden verabschiedet und masturbiere leise vor mich hin.

Wie es geht

„Wie gehts?“ ist wohl so ziemlich die erste Frage, die ich gestellt bekomme, wenn ich jemand Neues kennenlerne.Anschließend entwickeln sich die Gespräche in die unterschiedlichsten Richtungen. Ich erzähle von mir, da ich nicht gerne Fragen stelle. Ich erzähle von mir, weil ich nicht gerne auf Fragen antworte. Ja, das hängt wohl mit einander zusammen. Ich merke, wenn es jemandem nicht so gut geht – aber ich habe zuviel Respekt, gleich in der Wunde zu bohren. Denn ich dies tue, so tue ich es gründlich. Ist der Knochen erreicht, bin ich zufrieden und höre auf. Vermutlich lindert das nicht unbedingt die Schmerzen meines Gegenübers. Deshalb, wie gesagt, stelle ich nicht gerne Fragen.Es steht der Person frei, das zu erzählen, was sie mir erzählen möchte.
Ich schenke jeder neuen Person einmal mein uneingeschränktes Vertrauen.
Ich stelle nur diese eine Bedingung: „Sei du selbst.“Du musst mir nichts beweisen. Und ich merke es, wenn du mir etwas vormachst. Wenn du dir selbst etwas vormachst, merke ich es sogar noch dir. Im Gegenzug bekommst du mich. Ich reiche dir mehr als den kleinen Finger, ich strecke dir die Hand hin und lade dich ein, ein Stück mit mir zu gehen.So merken wir beide, ob unser Tempo das gleiche ist. Ob wir miteinander Schritthalten können.
Doch sei gewarnt, Fremder! Hintergangen werde ich nur einmal. Wagst du es, mich zu hintergehen, mein Geschenk mit Füßen zu treten, mich zu drängen, schneller zu laufen oder mich gar zurückhalten zu wollen, so trennen sich unsere Wege. Da bin ich konsequent. Ich vertraue dir ganz, oder gar nicht. Ich begleite dich, doch gibts du mir Grund, dir zu misstrauen, oder bringst du mich gar zu Fall, so wirst du aus diesem Königreich verbannt – und wirst fortan nie mehr willkommen sein.

Fremde Arme, falscher Glauben

Ich muss Glauben haben. Ich muss überzeugt davon sein, dass DU eines Tages kommen wirst. Ich sollte fest davon überzeugt sein, dass du mir die Erlösung bringst. Du wirst mir vergeben, weil ich Untreu war und gesündigt habe.

Ich hatte schwache Momente: Ich zweifelte an mir selbst und mehr noch an dir. Ich wurde abtrünnig und schmiss mich dem Teufel in die Arme. Mir war bewusst, wie sehr ich dich verägern würde.

Wie ein kleines Lamm warte ich brav auf ein Zeichen von dir, damit ich weiß, dass ich nicht umsonst warte – und dass es dich wirklich gibt. Oft bekomme ich dich nicht zu sehen. Und je länger wir getrennt sind, umso stärker werden meine Zweifel.

Ich weiß, ich sollte Glauben haben und Vertrauen. Aber du bist nun einmal kein Gott. Und ich war nie sonderlich religiös.