Alle Texte von: dipol

Schwuler Winterschlaf

Ich habe mich verkrochen.
Es gilt, eine Durststrecke zu überwinden.
Auf halber Strecke gingen mir die Vorräte aus, ich wurde schwach und fiel.
Fiel in einen Schlaf.
Ein komatöser Dämmerzustand.

Wann ich aufwachen werde? Schwer zu sagen.
Zum Aufstehen fehlt mir die Kraft, mein Kopf ist leer.
Die Illusionen sind verschwunden.

Dann drückte sich die Realität durch einen winzigen Spalt hinein.
Ein eisiger Windhauch, so kalt, dass er auf der Haut brennt.
„Du bist nicht da, um mich zu wärmen“, möchte ich rufen.

Doch es gibt kein Du mehr. Es gab nie ein Du für mich.
Es gibt ein unbestimmtes, verzweifeltes „Ihr“.
Irgendjemand von Euch.
Aber natürlich meine ich nicht irgendwen.

Und so warte ich, lese Buch um Buch, versuche meine bittere Realität mit Illusionen wohnhafter zu gestalten. Und siehe da, es funktioniert.
„Der Winter naht“, ruft es mir entgegen.
Ich schmunzele, weil der Winter schon längst da ist.

Wie in diesem Buch kommt nach einigen Jahren auch wieder ein Sommer.
Auch die Figuren warten auf den einen, den endlosen Sommer.
Und bis es soweit ist, halte ich einfach schwulen Winterschlaf.

22.4.2012

Detaching Love

i realize now that i used to get emotionally attached pretty quickly.
that’s the word for it.
and this i confused with ‚love‘ – or with ‚falling in love‘.

i realize now that hanging on to someone might not have anything to do with actually loving.
in my case, it rather meant depending on someone.
becoming dependent on some stranger.

love is not about that at all. it’s not about dependence, it is about commitment.
love is mutual.
at least, that is what it is supposed to be.

if it is not mutual, it is not love, therefore it is just a waste of time.
beeing emotionally attached, that is.

Im Schattenlicht

5 Jahre schreibe ich diesen Blog schon. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind für den werten Blogleser bewusst im Dunkeln gehalten. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. An meinem Single-Status hoffentlich schon. 

Ich bin. Noch immer ein Suchender. Jede Bekanntschaft verkommt so zum Zwischenhalt auf einer Reise. Ich bin. Dankbar, wenn man mir Unterschlupf gewährt. Doch ich entwickele mich noch weiter und werde nicht mehr wieder kommen

Und wenn, dann werde ich ein anderer sein. Ein Stück mehr ich. Schale für Schale zerfällt der Kokon. Altlasten werden abgestreift, Unsicherheiten verworfen. Alte Probleme werden belacht und begraben.

Ich weiß, ich werde am Ende jemanden wunderbaren finden. Er muss existieren, denn ich kann ihn mittlerweile bildlich vor meinen Augen sehen. Ich habe schon einige Traummänner kennengelernt, doch geklappt / gefunkt / gepasst hat es bisher nicht.

Ich bin. Noch nicht der Mann, der ich sein kann, der ich sein möchte.

Ich bin. Noch nicht dort, wo ich hingehöre. Und ich fürchte, ich werde meinen Kerl erst treffen , wenn ich selbst angekommen bin.

Nennt mich Kolumbus. Auf der Suche nach dem Richtigen habe ich mich verloren. Die eigentliche Erkenntnis: ich habe mich selbst noch immer nicht gefunden.

Dipol jetzt auch gedruckt #1

Einen Text von mir gibt es jetzt auch gedruckt: In der neuen Out!, der Zeitschrift des Jugendnetzwerks Lambda, dreht sich in der aktuellen Ausgabe alles rund um das Thema Körper.

Dazu durfte ich auch einen Beitrag beisteuern: Die Geschichte heißt „Von Bar, Bier & Beute“. Abonnenten finden das Heft die Tage gedruckt in ihrem Briefkästen – wer nicht warten will, kann sie sich auch kostenlos hier herunterladen: http://www.lambda-online.de/index.php/aufklaerung/out

Den Text findet ihr demnächst auch hier im Blog – dann unter der neuen Rubrik: „Publiziert“ in der ihr alle Texte findet, die ausserhalb des Blogs schon veröffentlicht wurden.

Übrigens: Für Text-Anfragen jeder Art (Schreiben oder Veröffentlichen) meldet euch einfach bei mir unter mail@dipol-blog.ch

Bärenwäsche #Valentin 3

Was bisher geschah: Teil 1 / Teil 2

Der Kleine hat sich beruhigt und auch der Wohnung geht es langsam wieder besser. Der Kleine wird den Tag über schluchzend im Bett verbringen – ich hatte ja gleich ein ungutes Gefühl bei Augustin, aber der Kleine wurde sofort von der Verliebtheit geblendet.

Ich bin heute eine schlechte Hausfrau, meine Vorgehensweise ähnelt eher der eines Privatdetektivs.

Ich rekonstruiere die fehlenden Puzzleteile des letzten Abends. Eigentlich ist mir das noch nie passiert, aber scheinbar gibt es für jede Gedächtnislücke ein erstes Mal – sofern man sich überhaupt an sie erinnert.

Es ist ja nicht so, als wüsste ich überhaupt nichts mehr. Valentin war da, das steht außer Frage. Reste des Nudelauflaufs finden sich auf dem Boden zwischen Küche und Wohnbereich.

Ich zähle insgesamt sieben Sektgläser auf dem Wohnzimmertisch. Genau, es waren Freunde zum Vorglühen da. „Die Schwestern“, wie Valentin sie nennt. Er meint das nicht einmal abfällig, denn unsere Clique besteht nichtmal wirklich aus warmen Brüdern.

Wir vermuten ja sogar, dass Torben gar nicht wirklich schwul ist, jedenfalls hat noch niemand von uns ihn mit einem Typen rumknutschen sehen oder so. Nicht, dass das ein Problem wäre, aber so ein bisschen wundert man sich ja dann schon.

Ich gehe die Runde im Kopf durch. Und was ist mit Bruno? Fast trete ich in ein achtes Sektglas, das betrunken unter dem Tisch liegt. Bruno kam etwas später und konnte kaum das Sektglas halten, geschweige denn, es zurück auf den Tisch stellen.

Julian war auch da. Damit wären alle Partygäste beisammen. Der Kleine war nicht da, ich konnte ihn aber überreden, wenigstens später noch zur Party zu kommen. Hoffentlich gibt er am Ende nicht mir die Schuld…

Das Motto der Party… es gab ein Motto, mir fällt es allerdings nicht mehr ein. Irgendetwas Albernes war es. So albern, dass ich mich noch gefragt habe, wie überhaupt jemand auf die Idee käme, eine komplette Party unter dieses Motto zu stellen.

Abgeschleppt! Ich habe einen Kerl mit nach Hause genommen. Ja. Ich muss kichern. Valentin, wen auch sonst.

Die Party bleibt aber erstmal nur ein Schleier aus Blüttenblättern, Herzen und Gedankenfetzen, drehend wie in einer Klospülung. Moment. Das Rauschen der Klospülung kommt nicht aus meinem Kopf, sondern aus dem Gästeklo!

Valentin, bist du noch da?“, rufe ich. Mein Herz hüpft, beginnt zu pochen.

Ich höre, wie die Tür aufgeht. Jemand läuft in meine Richtung.

Lasziv gähnend steht er plötzlich im Türrahmen. Gleich an mehreren Stellen unrasiert und nur mit Socken bekleidet – meine Socken – krault er sich am Waschbärbauch.

Ich kann nicht sagen, wer in diesem Moment dümmer aus der Wäsche guckt.

„Wer zur Hölle ist Valentin??“, fragt er schlaftrunken.

O_O

Seelsorge (#Valentin, Teil 2)

Was bisher geschah: Teil 1 

Das Telefon knackst und herzzerreissendes Schluchzen meldet sich.

„ER war wieder hier“.

Obwohl ich mir denken kann, was passiert ist, lasse ich ihn selbst erzählen. Er braucht ein paar Anläufe, bevor er aus seinen Fehlern lernt, aber das weiß er selbst, eigentlich.

„Ist dir kalt? Ich höre ja das Zittern in deiner Stimme“ sein Schluchzen wird leiser.
„Warum denke ich auch immer, dass es dieses Mal anders ist…“

„Manche Typen ändern sich nicht…“, ich muss aufpassen, nichts Falsches zu sagen, das will er jetzt nicht hören, und es würde ihm nicht helfen, “…so schnell.“

„ABER Das geht schon viel zu lange so. Ich dachte ja, ich wäre über ihn hinweg, aber dann war er gestern plötzlich auf der Party und kam rüber“

„Achso, er war auf der Party.“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. Solange sie nicht miteinander in der Kiste waren, besteht eine gute Chance, dass der Kleine heute nachmittag wieder lachen kann.
„Genau, also… zuerst jedenfalls.“

„Oh nein“, scheisse, hab ich das laut gesagt?

„Er wollte mit nach Hause kommen, nur reden, zuerst. Wir waren angetrunken und er hat mir doch so gefehlt. Ich fand es schön, dass er sich wieder für mich interessiert hat und dann…“

„Dann habt ihr…?“

„Ja, verdammt, ich habe mit Augustin geschlafen!“

Die nächste Stunde verbringe ich mit dem Kleinen am Telefon und räume dabei nicht nur seine Scherben auf, sondern auch meine Wohnung. Warum wir Jungs auch immer so einen Saustall hinterlassen müssen.

Fortsetzung gibt es hier.

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Schlachtfeld (#Valentin, Teil 1)

Ich wache in einem Klischee auf. Mein Schädel brummt, ich werde zu alt für diesen Scheiss. Ich schäle mich aus dem verschwitzten Laken. Es ist ungewohnt, alleine aufzuwachen. Die Stelle neben mir riecht noch nach ihm, ich bilde mir ein, noch seine Wärme zu spüren… – warum ist er schon aufgestanden?

Das Schlafzimmer ist noch abgedunkelt. Die Teelichter habe ich schon vor langer Zeit durch elektrische Kerzen ersetzt. Das ist fast genauso romantisch, aber ich bin einfach aus dem Alter raus, in dem ich mich um ONS bemühe.

Es rauscht die Klospülung. Ist er etwa noch in der Wohnung? Ein drängendes Gefühl überkommt mich. Das Laken muss warten. Ich stehe auf und suche ihn. Ich will ihn küssen, bevor er verschwindet. Sorry, mein Fehler, ihr kennt ihn ja noch gar nicht. Nennen wir ihn einfach „Valentin“. Ein bisschen verklärte Romantik versprühen, um den Geruch von Sex zu überdecken.

Im Flur treffe ich auf gleißendes Sonnenlicht. Für einen Moment taste ich mich blind am Bilderrahmen entlang und haue mir den großen Zeh an einer leeren Sekt-Flasche an. An meinem Fuß klebt eine leere Kondompackung. Dann sehe ich das Schlachtfeld.

Ja, die letzte Nacht muss episch gewesen sein. Ich grinse, auch wenn ich mich gerade nur bruchstückhaft erinnern kann. Mein Kopfkino gleicht einer schlechten Raubkopie, die durch das unsägliche Piepen der Küchenuhr noch stärker in den Augen sticht. Filmriss um 10 Uhr morgens. Eigentlich die perfekte Uhrzeit, auch wenn ich heute auf den Kater verzichten könnte. Ich suche nach einer Ibuprofen, durchwühle die Schubladen, als die Spülmaschine rhythmisch im Takt vibriert und ich das Handy im klirrenden Besteckkorb finde. Mit Erleichterung stelle ich fest, dass noch die Reste des gestrigen Nudelauflaufs an den Tellern kleben. Das Handy hatte also noch keine Dusche hinter sich. Ich auch nicht.

Zwölf verpasste Anrufe. Scheisse. Das heißt nichts Gutes. Keine Nachricht auf der Mailbox. Der Kleine muss fix und fertig sein. Die Gedanken an Valentin und die hiesige Unordnung rutschen für den Moment in den Hintergrund, jetzt gehen Freunde vor. Ich rufe den Kleinen zurück…

Fortsetzung? Hier geht es zu Teil 2!

Coming-Out-of-Age

Das literarische Leporello der 11. Klasse gleicht einer Stock-Photo-Sammlung an künstlichen Weisheiten.
Der Kontext pasteurisiert, der Sinn ultra hocherhitzt, alle Verben verbrannt (das Ergebnis eine 2-).

Was man als Deutschlehrer ignorieren muss: Meine universelle Weisheiten sind jetzt noch länger haltbar. Die bedeutungsleere Worthüllen sind recyclebar, aber kein veganes Gewächshausgemüse ist gehaltvoller als das abgrundtiefe Thema, das die Menschheit schon immer bewegt hat. Es kann nicht verfehlt werden, aber es ist ein himmelhoher Fall.

Das Phrasenschwein der Konsumkritik quillt über vor 50-Cent-Münzen. Individualismus ist schon lange Versandkosten frei lieferbar, doch passt er nicht in meine innere Marktlücke. Kein Mittelmaß gleicht dem anderen. Eichung per Gesetz verboten.

Das Leben studiert, überfliegen Dauerbrenner dann im Billigflug die 70-Stunden-Woche, landen mit 25 ausgebrannt oder sind vor dem Umschwung ausgestiegen. Ziehen ein ins Reihenhaus auf der einsamen Insel.

Ich träume über mich hinaus und nur mein Geist wächst im gleichen Tempo mit. In einst unerreichten Höhen sah ich mich früher selbst von unten. Wir sind die selbe Person, aber wir gleichen uns nicht mehr. Die Zeiten sammeln sich zwischen uns.

Weisheit gibt es weder per Rezept noch im Testament, sondern nur mit der Zeit. Meine innere Zeitreise umspannt Menschenleben, Generationen sterben in mir und werden wieder geboren. Plötzlich existiert alles nebenher.

Heute eine neue Erkenntnis, seit Jahren eine alte Weisheiten. Notiert auf Schmierzettel, flattern sie mir fremd entgegen, wenn ich meinen Geist auswringe. Ich führe kein Tagebuch, ich entdecke mich immer wieder aufs Neue.

Mein Geist gebärt dem Tod eine Mehrzahl. Mein Körper klammert sich noch an das erste Leben. Unsterblichkeit ist ein Fluch, den jeder Aussprechen will. Der Tod eine Reise, die aus dem Katalog gestrichen wurde. Vom Segen des Alterns kann keiner etwas hören, zu laut dröhnt die Schönheit der Jugend.

Menschenskind ist groß geworden. Jetzt will es leben. Auf dem faltigen Papier nur Ratschläge von Alten, aber Erfahrungen sind gelebtes Wissen.

Wenigstens Titten.

Morgengrauen (Augustin, Teil 4)

Ich streichle durch dein Haar, während du von mir träumst. In diesem Moment ist noch alles perfekt. Ich kann nicht schlafen, wenn du neben mir liegst.

Ich will dich wach erleben. Lebe deinen Traum – ich halte nichts von Binsenweisheiten. Aber ich muss dich wach erleben.

Erinnerungen anhäufen. Diesen Moment brenne ich ein. Nicht auf der Haut, vielleicht in meinem Gedächtnis. Ich fürchte, es brennt sich hinunter bis auf meine Seele.

Dieser Moment wird für immer ein Teil von mir sein – und du mit ihm. Ich bereue es nicht, auch wenn ich den Preis dafür kenne. Dieser Moment ist die seltene Belohnung. Ich küsse dich auf die Wange. Ich fühle mich ein bisschen wie Cinderella, ich könnte kotzen vor Glück.

Ich bin diese Schmetterlinge in meinem Bauch nicht gewohnt. Wie Zombies drehen sie durch, als wollten sie mich innerlich zerfetzen. Sie sind zu viele Tode gestorben und kosten diesen Augenblick zurück im Leben vollends aus. Ich kann es ihnen nicht verübeln.

Doch was folgt, ist schlimmer als jeder Pakt mit dem Teufel. Du wachst auf. Dein Blick wechselt von Panik zu Selbsthass. Ich ertrage es, schlucke ein paar Brocken Schmetterlinge zurück in den Magen.

Mein Herz rast noch immer, es wird Zeit, dass ich den ersten Kaffee trinke. Das Frühstück wird zum lästigen Ritual. Wir begrüßen nicht den neuen Tag, wir nehmen Abschied. Egal, wie reich ich den Tisch decke, du lässt dich nur zu einem Kaffee herab – und eine Zigarette. Ich würde gegen alle Regeln verstoßen und dich drinnen rauchen lassen. Der Rauch würde wochenlang in der Wohnung hängen, doch es wäre ein unumstößlicher Beweis für mich, dass du wirklich hier warst.

Ich weiß, du meinst es nur gut, denn du gehst auch heute wieder auf den Balkon, doch für mich wirkt es, als würdest du mir selbst dieses Souvenir verwehren.

Ich zittere sowieso schon, also folge ich dir in die Kälte. Das Feuerzeug flammt auf, du nimmst den ersten Zug.

„Gut geschlafen, Kleiner?“, du atmest einen Wolke Fürsorglichkeit aus.

Ich versuche dir den gleichen Blick zu schenken, mit dem ich dich beim Schlafen beobachtet habe.

„Kleiner, alles in Ordnung?“, der Blick gelingt mir nie.

„Ich… bin den Rauch einfach nicht gewohnt“, meine Augen tränen. Ich hasse Raucher.

„Wills du nicht reingehen? Es ist arschkalt. Du zitterst ja schon“, er erstickt seine glimmende Sucht vorzeitig im Schnee. „Lass uns noch rasch ne heiße Duschen nehmen, bevor ich gehe“.

Die Folter erreicht ihren eigentlichen Höhepunkt.

Die Erinnerungen reichen nie lange aus, um diesen Moment immer und immer wieder durchzuspielen. Was ich dir alles hätte sagen können. Worüber wir alles hätten reden können.

Ich stelle mir vor, wie ich genau die richtigen Worte gefunden hätte und dich zum Bleiben überredet hätte. Nur eine Stunde länger, du hättest mir ein weiteres Leben geschenkt.

Doch ich weiß, dass es nichts gibt, dass dich vom Gegenteil überzeugt.

Ich wünsche mir ein photographisches Gedächtnis, doch auch dieser Wunsch ist hoffnungslos. Ich sehe uns nur noch wie durch den Duschvorhang. Das Bild von uns verschwimmt immer stärker.

Die Schmetterlinge rumoren und drängen sich als Brei meine Speiseröhre hoch.
Sie haben sich durch das verbrannte Loch in meiner Seele gefressen.

Alles, was mir von dieser Nacht bleibt, ist der brennende Geschmack von dem, was wir hätten sein können.

Du verlangst eine Richtigstellung (Augustin, Teil 3)

Ok, wow. Ich muss dich erstmal sacken lassen.

Du hast auf meine Blogeinträge reagiert. Du hast mich gefunden, obwohl du hier eigentlich nicht mitliest.

Ich wurde sprachlos, als du auf der Party gestern aufgekreuzt bist.
Eine Sekunde der Freude, ein Moment des Triumphs, sie währte nur kurz. Fremde Jungs tuschelten mit dir, blickten zu mir herüber, dann kamst du auf mich zu.

Es würde dir nicht gefallen, dass ich über dich schreibe. Nur du selbst konntest wissen, dass du gemeint warst.

Aber ich lasse mir nicht das Wort verbieten und für meine Gefühle kann ich nichts.
Sie sind nichts schlechtes und ganz ehrlich: es ist nicht mein Problem, wenn du mit ihnen nicht umgehen kannst.

Das habe ich dir gestern allerdings so nicht gesagt.

Denn es geht hier nicht um uns. Es geht um mich in Bezug auf dich.

Egal, wenn es dir nicht in den Kram passt, dass ich hier so „öffentlich“ meine Gefühle für dich breittrete. Wie ich in Gedanken über dein Liebesleben philosophiere und damit meinen Blog füttere.

Ja, ich geb es zu, ich wusste nicht, was du so treibst und doch geht es mich noch etwas an.
Deshalb tu nicht so, als wäre ich dir peinlich, oder gar meine Gefühle zu dir.
Oder als könnte irgendjemand deine Identität erraten.

Nicht mal J. kann erraten, wer du bist. Oh, ich seh schon, wie Eifersucht in deinen Augen aufblitzt.
Nein, es geht immer noch nicht um J., aber er illustriert perfekt, was du dir nicht einzugestehen trautest: dir behagt nicht das Gefühl, dass ich mich auch mit anderen Jungs treffe.

Gestern hat er schnell reagiert und Abstand gehalten, als er dich gesehen hat.
Damit du bloß nicht auf falsche Gedanken kommst.

Wo wir es gerade davon haben: Du bist derjenige, der mir Hoffnung gemacht hat, der, der den ersten Schritt wagte.
Hast selbst gesagt, dass es dir heute nicht um Sex ging, nicht nur.
Dass wir mehr sind.
Dabei weißt du immer noch nicht, was du willst. Denn küssen, küssen ist nicht.
Das geht dir zu weit.

Dabei musst du es dir nur eingestehen: du willst mich. Noch immer.

Ja, du hast meine Frage noch nicht beantwortet, ich weiß noch immer nicht, was du so treibst.
Und doch geht es mich etwas an. Vor allem, seit der letzten Nacht.

Mein Traum von uns (Augustin, Teil 2)

Du hast auf meinen letzten Blogeintrag nicht reagiert und ich bin nicht überrascht. Doch heute geht es nicht um dich, nicht wirklich. Es geht um mich.

Denn ich habe schon wieder von uns geträumt. Von mir und dir, gemeinsam Arm in Arm. Es fühlte sich so real an, fast, als liefen wir in diesem Moment wahrhaftig die Straße entlang. Und es fühlte sich vor allem richtig an.

Dabei war es nur eine Vorstellung, mein Wunschtraum nach deiner Berührung. Das Aufwachen war ein Schlag bitterer Enttäuschung. Denn man hat uns nie zusammen gesehen, nicht öffentlich. Nicht offensichtlich. Nicht wirklich.

Das ist okay für mich. Du bist nicht geoutet, deine Mutter weiß nicht Bescheid. Deine Kollegen auch nicht. Alles kein Problem, ich war ja für dich da. Besser gesagt: wäre.

Denn sobald ich aus dem Traum erwache und meine Augen öffne, bist du weg und mit dir zerfällt die Illusion einer Vergangenheit, die wir so nie hatten. Nur das stechende Gefühl unserer Trennung bleibt. Und jedes Mal, wenn ich wieder von uns träume, wird es stärker.

Hast du jemanden in Aussicht? (Augustin, Teil 1)

Was für eine Frage. Natürlich hast du das. Du bist das Angebot und die Nachfrage nach dir ist groß. Vielleicht sogar gewaltig. Mein Verlangen nach dir ist unendlich, aber darum geht es heute nicht. Ich bin weit weg und du bist nicht da.

Ich denke viel zu oft an dich, meistens suchst du mich in meinen Träumen heim. Und selbst dann habe keine Ahnung, was du treibst. Deshalb frage ich dich jetzt. Denn es geht heute nicht um mich, sondern um dich.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass du so lange Single geblieben bist. Und selbst wenn, hast du bestimmt jemanden in Aussicht. Jemand der besser aussieht als ich, witziger ist, dich zum Lachen bringt. Der nicht wie ich ist, denn genau das ist ja der Punkt. Kein Ersatz, sondern ein ganz anderes Modell.

Ihr seht euch bestimmt regelmäßig, verabredet euch zum Essen. Auf Partys lauft ihr euch über den Weg. Die Erinnerungen an mich wird verdrängt von der Überlegung, was dich daran hindert, dich auf ihn einzulassen. Oder auf einen der anderen Jungs, egal.

Ich schätze, was ich wohl eigentlich fragen will ist: Bist du glücklich, so ohne mich?

Wir zwei. Und jeder andere.

Da sah ich zwei. Wie wir, vielleicht noch etwas hübscher. Der eine sah dir total ähnlich, mit den schwarzen Haaren und dem dunklen Taint. Der andere hatte mein Lächeln. Mein Lächeln, dass sich in den seltenen Momenten zeigte, in denen wir zusammen waren.

Da sah ich zwei. Zwei wie wir. Vielleicht beste Freunde, beide lächelnd. Ich musste sofort an uns denken. An dich und ich. Das hätten wir sein können. Wir zwei. Nur in glücklich.

Du sagtest, du kannst nicht. Du hast viel gesagt, was mich nachdenklich gestimmt hat.
Ich, sagtest du, ich könnte jeden haben.
Mindestens in diesem Punkt hast du die Wahrheit gesagt.

Zerschmetterlinge

Verliebt sein, das ist dieses Gefühl im Magen, dieses leichte Kribbeln.
Die flatternden Beine, der schnelle Herzschlag.

Ich schaue Dich an und mir wird gleichzeitig warm und kalt. Du machst mich schwach, dein Blick bringt mich um den Verstand. Ich stottere, stammele sinnlose Worte, werde unsicher und schweige. Starre dich weiter an. Lächle.

Das Zucken im Bauch, kurz bevor ich mich übergeben will. Der stechende Schmerz, der Geschmack von aufsteigender Kotze.

Verliebt sein bedeutet für mich: lauf!
Denn wenn ich mich jetzt nicht rette, muss ich am Ende auch noch mein zerfetztes Herz aus den Ritzen pulen.

Hoffnungslos überfragt.

Fragen in meinem Kopf.
Wie wird er sein?
Wie wird er aussehen?
Wie wird er riechen?
Wie wird er schmecken?
Wie wird er sich anfühlen?
Wie wird er mich behandeln?
Wie wird er mich fühlen lassen?
Wie wird er küssen?
Wie wird er heißen?
Wie wird er bestückt sein?
Wie wird er mir begegnen?
Wie wird er mir den Atem rauben?
Wie wird es dazu kommen?
Wo werden wir uns begegnen?
Wann wird es endlich so weit sein?

Fragen werden lauter, hören nicht auf. Es hat keinen Sinn, innere Mauern aufzubauen, zum Schutz, zur Verteidigung. Die Fragen prallen an den Wänden zwar, sie addieren sich und das Echo verstärkt sich, sie hallen nur umso lauter und schneller. Ich will aufhören zu rufen, doch dann würde mich ja niemand mehr hören.

Online verlieben? Durch Berechnung unwahrscheinlich.

Geahnt haben wir es sicherlich alle schon, nun gibt es eine Studie dazu, über die das Deutschlandradio berichtet. Dabei geht es natürlich weniger um die blauen Seiten, als vielmehr um Dating-Portale, die dir entsprechende Partner berechnen und Vorschläge machen.

Liebe ist unberechenbar, Dating-Portale funktionieren nicht. Dieses vernichtende Urteil stellt eine Studie den Portalen aus: Der Traumpartner sei eher Zufallstreffer als durch mathematischen Matching-Algorythmus ermittelt. Online oder ganz altmodisch – wo verliebt Ihr Euch?

Hier geht es zum Radiobeitrag.