Platt und steif

Wir Schwulen lieben uns und fröhnen dieser Lust.
Hinter jeder Ecke lauern Doppeldeutigkeiten:
So hat jeder Lausbub gleich mehrfach Dreck am Stecken.

Die Braven schreien sofort „Igitt, Bääh“ und rümpfen sich die Nase.
So viel Sex, da bliebe die Liebe unter der Decke!

Banane, Nüsse, Eier: für die Harten scheint die Welt aus Phallusobjekten zu bestehen.
Die anderen haben ihre Schokolade lieber zartbitter.

Dein Umfeld, deine Orientierung. Es ist dein Weltbild, deine Wahl.
Wenn deine Welt mit gezupften Augenbrauen noch rosiger strahlt, weil sie so gut deiner Brille schmeicheln…

Und er hört mitten im Schreiben auf. Es bleibt seine versexte Wortwahl.
Denn bis zum Schluss ist er trotzdem nicht gekommen.

Jetzt zugreifen: Die Gelegenheitsbeziehung

Aufgepasst! Sensation! Weltneuheit!

„Die nächste Form der unverbindlichen Liebe steht uns bevor. Frühere Innovationen, wie Sparzierficken im Stadtpark oder Glory-Hole-Gruppentreffen auf der Bahnhofstoilette, hatten neben einer gewissen Anonymität vielleicht noch den Kick des Verbotenen, des Jederzeit-erwischt-werdens…
Doch irgendwann sehnt sich jeder nach etwas mehr Emotion. Da kommt sie gerade richtig: Die Gelegenheitsbeziehung.

Ohne Vertragsbindung, keine Mindestlaufzeit. Jederzeitiges Rückgaberecht!
Erhältliche Zusatzpakete für Premiumkunden: Hinterzimmerknutschen, heimliches Fummeln.

Aktueller Renner: das Blickficken mit dem heimlichen Partner in der Partyrunde.

Greifen Sie jetzt zu! Die Gelegenheitsbeziehung gibt es ab sofort. Zum Einführungspreis.“

Erschatzbefriedigung zum Valentinstag

Die Gelegenheitsbeziehung gibt es in ungefährlichen, unverfänglichen Portionen. Zu wenig um satt zu werden, zu viel um nicht zu kleckern. Denn der Lippenstift haftet fortan beiden an.

Die Wolke der Glückseligkeit schwebt noch für einige Stunden herum, sie beflügelt und verleiht kurzzeitig magische Kräfte. Doch sie fordert ihren Tribut!

Man trennt sich nach jedem Treffen, man legt sich Ketten an, die offiziell nie existierten. Man verspricht, nicht.

Das unendliche Vorspiel wird von beiden begangen, mögen die Motive auch unterschiedlich sein. Hinhalten, Zurückhalten, Vorbehalten. Jeder gibt nur so viel, wie er entbehren kann.

Das ist oft genug, aber immer zu wenig. Die Gelegenheitsbeziehung enttäuscht. Mehr als eine Erschatzbefriedigung ist sie nicht, dabei versprach die Werbung doch etwas ganz anderes…

Wunschmalerei

Ich kenne dich kaum, du großer, toller Unbekannter!
Schaue, schiele immer wieder zu dir hinüber.

So viele Fragen schwirren mir durch den Kopf.
Wie toll es aussehen muss, wenn du die Augen schließt und mich küsst.
Wie wunderbar es sich anfühlen wird, wenn du meine Hand hälst, mich umarmst.

So viele Fragen, auf die ich mir eine Antwort geben kann.
So viele Situationen, in denen du wunderbar sein kannst.
So viel weißer Raum, den ich ausmalen kann.

Ich kenne dich nicht.
Aber ich habe mich unweigerlich in dich verliebt.

Ich liebe nicht dich, ich liebe das Mysterium das dich umgibt.
Bis ich dich anspreche.

Ich merke, dass du ein wirklich großes Ego hast.
Das ist es, was dich ausmacht,
das ist es, was du ausstrahlst.

Und das ist es, was ich liebe.
Und ich stelle fest:
du liebst dich noch viel mehr!

Beziehungskarusell

Die Leute rauschen vorbei.
Es ist, als dreht sich das Beziehungskarusell unentwegt.

Ich, ich stehe am Rand und schaue zu. Beobachte.
Beste Freunde werden manchmal zu Affären werden manchmal zu Freunden.

Feste Freunde werden zu Ex-Freunden.
Ist mit einem Schluss, kommt der nächste ganz bestimmt.

Man kompensiert.
Jeder nachfolgende Kerl ist toller als der Vorherige.

Auf Schmerz folgt größerer Schmerz.
Der Schmerz der Trennung, am Ende. Denn die Liebe kommt und sie geht.

Wo(rauf) also warten? Wie damit aufhören?
Und vor allem: wann beginnen?

Warum auf das Beziehungskarusell aufsteigen, wenn mir schon vom Zuschauen schlecht wird?

 

Jason Walker – Down Übersetzung

Ich weiß nicht, woran ich bin
Ich tappe im Dunkeln
Und ich bin es Leid, zu warten
Ich warte in der Schlange, in der Hoffnung das zu finden, hinter dem ich so lange schon her bin

Ich griff nach den Sternen
Ich klebe am Boden fest
Warum also versuche ich es, wenn ich doch weiß, dass alles zu Grunde gehen wird
Ich dachte ich könnte fliegen, doch warum ertrank ich?
Ich werde nie erfahren, warum alles zu Grunde geht

Jason Walker - Jason Walker - Down

Ich bin nicht bereit, loszulassen
Denn dann werde ich nie erfahren
was ich alles verpassen könnte
Aber ich verpasse bereits viel zu viel
Wann ist es Zeit, mich von meinen Wünsche zu verabschieden
So when do I give up what I’ve been wishing for.

Ich griff nach den Sternen
Ich klebe am Boden fest
Warum also versuche ich es, wenn ich doch weiß, dass alles zu Grunde gehen wird
Ich dachte ich könnte fliegen, doch warum ertrank ich?
Ich werde nie erfahren, warum alles zu Grunde geht
Oh, es geht auch mit mir zu Ende
Vermag keinen Ausweg zu finden
Und ich will nicht hören, wenn ich verliere, was ich nie fand

Ich griff nach den Sternen
Ich klebe am Boden fest
Warum also versuche ich es, wenn ich doch weiß, dass alles zu Grunde gehen wird
Ich dachte ich könnte fliegen, doch warum ertrank ich?
Ich werde nie erfahren, warum alles zu Grunde geht

Ich griff nach den Sternen
Ich klebe am Boden fest
Warum also versuche ich es, wenn ich doch weiß, dass alles zu Grunde gehen wird
Ich dachte ich könnte fliegen, doch warum ertrank ich?
Ich werde nie erfahren, warum alles zu Grunde geht

Down – Jason Walker

Ich habe mich verirrt, verlaufen. Irgendwo im Hinterzimmer stehe ich.
Ich habe es so satt zu warten.

Ich stelle mich hinten an, in der Hoffnung, endlich an die Reihe zu kommen
und endlich das zu bekommen, hinter dem ich schon so lange her bin.

Ich griff nach dem Himmel, aber ich klebte am Boden fest.
Warum versuche ich es überhaupt? Ich weiß doch, dass am Ende alls zu Grunde geht. Alles.

Ich konnte fliegen, für einen Moment, doch warum ertrank ich?
Ich werde nie erfahren
warum alles zu Grunde geht.

(frei übersetzt)

Opis Jugendsünden

Opi hat mich wieder eingeladen. Zu sich in sein Haus am See.
Viele andere Jungs sind immer da, zum spielen.

Abends sitzen wir auf seinem Pelz am Kamin.
Streit gibt es nur gelegentlich, aber die blutigen Nasen haben ihren Ursprung woanders.
Denn nicht nur in der Winterzeit, nein auch im Sommer schneit es regelmäßig.
Meist auf dem Glastisch, wenn wir uns einen Schneemann hineinziehen.

Opi fühlt sich gerne an frühere Zeiten erinnert, als die Betten knapp waren und geteilt werden mussten.
Geschenke verteilt Opi großzügig, wie der Weihnachtsmann.
Je grösser und unartiger man ist, desto weiter vorne steht man auf dem Familienfoto.
Eine tolle Erinnerung für die nächsten Wochen.

Denn irgendwann gehen sie alle, die Jungs.
Sie gehen nicht sofort, nachdem sie sich die Schnauze vollgezogen haben.
Nicht sofort, nachdem sie gekommen sind.
Sie verharren wartend auf bessere Zeiten, auf einen jüngeren Opi, mit noch mehr Kohle in der Tasche.
Doch die wird nicht verbrannt, sondern verjubelt, mit den Jungen.
Auf diese Art versucht Opi, ein Feuer zu entfachen.
Denn so ganz ohne Wärme ist es kalt, so ganz allein, so alt.
Wärme fehlt ihm, in seinem Herz. Er fühlt sich leer.
Doch gestopft werden am Ende immer andere Löcher.

Küss mich (an einer anderen Stelle)

Du willst mich küssen.
Ich zögere. Doch nicht hier!
Wir kennen uns doch noch kaum.
Nicht so, nicht geplant, nicht angekündigt,
nicht in aller Öffentlichkeit, nicht, wenn uns jeder sehen kann!

Versteh mich nicht falsch, nicht, dass ich nicht will!
Ich will nur nicht dabei gesehen werden.
Wir sind nicht zusammen, nicht offiziell.
Vielleicht einander versprochen, aber die Feuerprobe, die müssen wir noch bestehen!

Für lange und langweilige Küsse
haben wir noch unsere ganze Beziehung Zeit!

Ich mag es intim, vielleicht in einer dunklen Ecke.
Dahin können wir uns zurückziehen.
Spontan, wild. Forsch.
Aktiv gehen wir auf Erkundungstour.
In einer Ecke, dunkel, intim.
Heiße Küsse, heißer Atem.
Ohr, Hals, Mund. Mit Zunge.
Ich küsse gut? Ja, du magst meine Lippen.
Wir fummeln ein bisschen.
Ich knabbere dir am Hals, du wirst wild.

So ist es aufregend. Du bist aufregend.
Und es erregt. Mich und meine Aufmerksamkeit.
Wir kennen uns noch kaum.

Deshalb, küss mich nicht hier!
Wir wärs… dort drüben?

(P)Reservativ

Ich habe etwas zu verschenken, es ist nicht viel, aber es ist alles was ich habe. Mehr kann ich ihm nicht geben, doch es ist mein größtes Geschenk.

Mein reines Herz habe ich für ihn aufbewahrt, es befindet sich bruchsicher verpackt im Karton. Für ihn, meinen Auserwählten. So warte ich hier, mit dem Geschenk in der Hand. Ich warte nicht vergebens, denn der Empfänger versprach, es abzuholen.

Ich mag es nicht einfach so an jemand anderes verschenken. Oft war die Versuchung groß. Doch ich konnte die Gefahr noch rechtzeitig bannen,
So passe ich darauf auf, trage es am Körper. Viele hätten es beinahe zum Schmelzen gebracht, doch ich blieb kalt genug, um es zu bewahren.

Denn ich will ihm ein reines, unverbrauchtes Herz schenken. Es soll nicht so enden wie bei den anderen, deren Herz kaputt ging, voller Löcher und mehr schlecht als recht (und nächtelang) gestopft wurde.

Mein Herz soll kein Flickenteppich werden, den er vor dem Ficken erst zu ende stricken muss.

Ein kurzes Glimmen

Der Körper. Noch nicht dürr, sondern schlank. Weiblich graziös nimmt er Platz, steckt sich schon die erste Zigarette an.

Zwischen zwei gestreckten Fingern wird sie zum Mund geführt, einmal kräftig daran gesogen, während die Hand eine Vierteldrehung vollführt und nun mit dem Arm eine Linie bildet, der Glimmstengel steht kongruent ab.

Der Höhepunkt dieses Rituals folgt anschließend, als die Hand samt Zigarette Richtung Boden abknickt und dort in gebeugter Haltung verharrt.

Das Bild eines Jungens im Café. Er wartet auf sein Date. Er trägt sein bestes Make-Up, in der Hoffnung, an der Parfümwolkenfront auf schönes Wetter zu stoßen.

Dieser lesenswerte Artikel wurde am 30. April 2008 das erste Mal veröffentlicht

Sublimierung

Er lächelt, er grinst, er strahlt vor Freude. Es dringt aus seinem Inneren nach außen. Es scheint, als besitze er eine versteckte Quelle voller Zuversicht. Kraft spendend, für alles, was er sich vornimmt. Wissend grinst er, verheißungsvoll bis in die Mundwinkel.

Er sieht keine Probleme, keine Hindernisse, nein, er sieht Chancen – und er versteht es, diese zu ergreifen und zu nutzen. Er wankt nicht, jeder seine Schritte wirkt leichtfüßig, ja elegant sogar. Er weiß was er will, er hat schon viel erreicht. Seinen durchtrainierten Luxuskörper gab es gratis dazu.

Ich versuche, mit ihm mitzuhalten. Aber meine Batterien besitzen nicht die gleiche Energie, die er an den Tag legt. Einen Tag kann ich Schritt halten, morgen gerate ich ins Straucheln und bleibe auf der Strecke.

Er lacht der Dunkelheit ins Gesicht, verjagt die bösen Geister. Und er zieht das Licht an. Großartige Menschen, die seine Gesellschaft suchen, strahlende Gestalten – und mich, das Häufchen elend.
Er erkennt sofort, wie es mir geht. Das schätze ich so an ihm.

Ich bin verloren. Geistig abwesend, träumend und verdrängend stehe ich da, beobachte ihn.
„Was ist los?“, fragt er. „Lächle mal!“, er kitzelt mich. Ich muss lacheln, dann wehre ich mich und versuche, ihn wegzustoßen.

„Was ist dein verdammtes Geheimnis“, rufe ich. „Verrate es mir! Ich tue alles, was du willst!“

Da wird er ernst, sehr ernst. „Es geht darum, was Du willst. Es ist so einfach! Es verhält sich wie mit diesem Text: mit einem Lächeln fängt es an.“

Ich halte inne… „Und dann? Wie geht es weiter?“
Er zieht mich zu sich. „Dann…“, flüstert er leise und küsst mich.

Sara Bareilles – Gravity

Ich kam einfach nicht von ihm los. Tagelang lief dieser Song in der Schleife. Immer und immer wieder durchlebte ich die Höhen und Tiefen im Takt der Musik.

Röntgenschlampe!

Du erbärmliches Kind! Schau dich an! Erkennst du nicht, wie traurig es ist, was du da machst? Der „Erfolg“ scheint dir zu Kopf gestiegen. Das nennst du Erfolg? Ein paar Leute, die dir Honig um den Mund schmieren, weil sie vermuten, dass du einen geilen Arsch besitzt?

Klar, den zeigst du nicht her, nein. Von dir gibt es keine Videos, in denen du dir Dildos in den Hintern, oder Reißzwecken in die Eichel stichst. Schade, denn was du da machst, ist viel schlimmer. Du ziehst dich aus, innerlich. Dein Seelenstrip könnte nackter nicht sein!

Alles, alles aus deinem einsamen, traurigen Leben musst du ins Internet stellen. Du stellst dein Innerstes zur Schau! Hast du keine Freunde, denen du das erzählen kannst?

Oh weh, es gibt sie nicht. Niemand in deinem Kaff, das so eingeschlafen ist, dass man nicht einmal mehr das taube Kribblen im Arm spürt, versteht dich. Du wirst für das gehasst, was du bist. Du bist schwul. Und noch dazu ganz allein.

Welch kläglicher Versuch eines erfolglosen Outings. Spott hat es dir gebracht. Unverständnis, Abneigung. Warum nur konntest du keine Mitkämpfer rekrutieren, die sich neben dich an deine Seite gestellt und ein Bett mit dir geteilt hätten?

Klar, dass da nur die Flucht ins Internet bleibt.
Du denkst vielleicht, du bist unentdeckt, unerkannt – ha, jetzt zeigst du sogar dein scheues Gesicht. Dir wird das Lachen noch vergehen.

Jeder deiner unvorsichtigen, zaghaften Schritte wird beobachtet. Wir warten, bis du gefällst. Denn wir lieben es, dich leiden zu lesen.

Wellenreiten

Mein Kopf ist ein Ozean, jede Welle ein Gedanke.
Dort draussen suche ich nach intelligentem Leben, nach anderen Suchenden.
Er steht am Strand, als Rettungsschwimmer, den Blick immer aufs Meer gerichtet.

Er bekommt von meiner Suche nicht viel mit. Ich habe ein paar mal versucht, den Sinn genauer zu erklären, es aber bald bleiben lassen. Er ist von mir fasziniert, aber sein Körper ist das einzige, das mich an ihm interessiert.

Oh, er ist so heiss. Wie die Wüste in seinem Kopf.

Aber was er zu bieten hat, ist im wahrsten Sinne des Wortes offensichtlich. Er ist ein Mann, der Taten für sich sprechen lässt. Er springt ins Wasser und rettet mich, wenn ich in meinen Gedanken zu ertrinken drohe.

Das klappt recht gut und mir passiert das leider oft. Sein Glück für ihn: sobald er seine Hose ausgezogen hat, setzt auch bei mir der Verstand aus. Dann vögeln wir geistig auf der gleichen Wellenlänge.

Detox just to re-tox (New-Year-Playlist)

Happy New Year – ABBA

THE NEW YEAR – DEATH CAB FUR CUTIE

Together We’ll Ring in the New Year – Motion City Soundtrack

Better Days – Goo Goo Dolls

Tomorrow Starts Today – Mobile

BONUS Disloyal Order Of Water Buffaloes – Fall Out Boy

«Imperfect boys With their perfect lives
Nobody wants to hear you sing about tragedy»