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Ich werde dich trösten

Zwei Tage später. Wir saßen zu zweit auf meinem Bett. Er hielt mich fest, drückte mich an sich.
Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr.
Es war, als würdest er flüstern: „Ich brauche dich.“

Denn so war es auch! Ich hatte ihn gebändigt, gezähmt.
Oh Junge, dieser Tiger fraß mir aus der Hand. Er war mir von Kopf bis Fuß verfallen.

Dieser Moment war zu gut, um ihn je enden zu lassen. Ich wollte ihn konservieren, eintüten.
Mein Körper bebte in stiller Vorahnung auf die bevorstehende Nacht. Ich würde ihn nie mehr gehen lassen können.

Ich strich ihm die Träne von der Wange. Knöpfte ihm sein Hemd auf. Strich über seine Bauchmuskeln.

Mit seinen starken Armen beugte er sich über mich. Auf dem Rücken liegen sah ich ihm in die Augen.

So schwach, so verletzlich. Tiefere und ehrlichere Augen als die seinen hatte ich schon sehr lange nicht mehr gesehen.

„Los,“ flüsterte ich, „das wird dich trösten.“

 

Ich werde dich flicken

Du bist schwach, du wirkst stark.
Du brauchtest mich eigentlich nie, aber ohne mich geht es nun nicht mehr.

Es geschah schleichend, jetzt bist du bist kaputt, zerbrochen, zerschellt.
An deiner eigenen Großartigkeit.

Du wolltest die Welt retten, sie verändern, verbessern.
Hast Menschen geholfen. Dir und mir.
Dann wurden es mehr, auf einmal halfst du allen. Und dabei bist du tief gefallen.

Gutes Aussehen. Verdammt, du siehst immer noch gut aus!
Aber der Schein trügt! Ich sehe die Wunden.
Ich sehe, dass es dir schlecht geht. Ich spüre es, weiß es.

Alles woran du geglaubtest, es existiert nicht mehr.
Deine Welt zersprang in Teile, und mit ihr meine Illusion von dir.
Du konntest nachts nicht schlafen.
Albträume plagten dich. Und auch die Gedanken ließen dich nicht los.
Genauso wenig wolltest du sie gehen lassen.

Ich weiß was du brauchst!
Du brauchst jemand, der sie abstellt.
Der dich ablenkt und deine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Der laut „Stopp“ ruft und alles verschwinden lässt.
Der macht, dass alles gut wird. Der dir Versprechen gibt, die du selbst nicht halten konntest.
Jemand, der dir glauben schenkt und dir in einem schwachen Moment unter die Arme greift, dich vor dem Fall bewahrt.

Das ist die Chance meines Lebens:
Du gingst kaputt – und ich bin zur Stelle und kann dich endlich flicken.