Archiv zum Thema: Valentin

Bärenwäsche #Valentin 3

Was bisher geschah: Teil 1 / Teil 2

Der Kleine hat sich beruhigt und auch der Wohnung geht es langsam wieder besser. Der Kleine wird den Tag über schluchzend im Bett verbringen – ich hatte ja gleich ein ungutes Gefühl bei Augustin, aber der Kleine wurde sofort von der Verliebtheit geblendet.

Ich bin heute eine schlechte Hausfrau, meine Vorgehensweise ähnelt eher der eines Privatdetektivs.

Ich rekonstruiere die fehlenden Puzzleteile des letzten Abends. Eigentlich ist mir das noch nie passiert, aber scheinbar gibt es für jede Gedächtnislücke ein erstes Mal – sofern man sich überhaupt an sie erinnert.

Es ist ja nicht so, als wüsste ich überhaupt nichts mehr. Valentin war da, das steht außer Frage. Reste des Nudelauflaufs finden sich auf dem Boden zwischen Küche und Wohnbereich.

Ich zähle insgesamt sieben Sektgläser auf dem Wohnzimmertisch. Genau, es waren Freunde zum Vorglühen da. „Die Schwestern“, wie Valentin sie nennt. Er meint das nicht einmal abfällig, denn unsere Clique besteht nichtmal wirklich aus warmen Brüdern.

Wir vermuten ja sogar, dass Torben gar nicht wirklich schwul ist, jedenfalls hat noch niemand von uns ihn mit einem Typen rumknutschen sehen oder so. Nicht, dass das ein Problem wäre, aber so ein bisschen wundert man sich ja dann schon.

Ich gehe die Runde im Kopf durch. Und was ist mit Bruno? Fast trete ich in ein achtes Sektglas, das betrunken unter dem Tisch liegt. Bruno kam etwas später und konnte kaum das Sektglas halten, geschweige denn, es zurück auf den Tisch stellen.

Julian war auch da. Damit wären alle Partygäste beisammen. Der Kleine war nicht da, ich konnte ihn aber überreden, wenigstens später noch zur Party zu kommen. Hoffentlich gibt er am Ende nicht mir die Schuld…

Das Motto der Party… es gab ein Motto, mir fällt es allerdings nicht mehr ein. Irgendetwas Albernes war es. So albern, dass ich mich noch gefragt habe, wie überhaupt jemand auf die Idee käme, eine komplette Party unter dieses Motto zu stellen.

Abgeschleppt! Ich habe einen Kerl mit nach Hause genommen. Ja. Ich muss kichern. Valentin, wen auch sonst.

Die Party bleibt aber erstmal nur ein Schleier aus Blüttenblättern, Herzen und Gedankenfetzen, drehend wie in einer Klospülung. Moment. Das Rauschen der Klospülung kommt nicht aus meinem Kopf, sondern aus dem Gästeklo!

Valentin, bist du noch da?“, rufe ich. Mein Herz hüpft, beginnt zu pochen.

Ich höre, wie die Tür aufgeht. Jemand läuft in meine Richtung.

Lasziv gähnend steht er plötzlich im Türrahmen. Gleich an mehreren Stellen unrasiert und nur mit Socken bekleidet – meine Socken – krault er sich am Waschbärbauch.

Ich kann nicht sagen, wer in diesem Moment dümmer aus der Wäsche guckt.

„Wer zur Hölle ist Valentin??“, fragt er schlaftrunken.

O_O

Seelsorge (#Valentin, Teil 2)

Was bisher geschah: Teil 1 

Das Telefon knackst und herzzerreissendes Schluchzen meldet sich.

„ER war wieder hier“.

Obwohl ich mir denken kann, was passiert ist, lasse ich ihn selbst erzählen. Er braucht ein paar Anläufe, bevor er aus seinen Fehlern lernt, aber das weiß er selbst, eigentlich.

„Ist dir kalt? Ich höre ja das Zittern in deiner Stimme“ sein Schluchzen wird leiser.
„Warum denke ich auch immer, dass es dieses Mal anders ist…“

„Manche Typen ändern sich nicht…“, ich muss aufpassen, nichts Falsches zu sagen, das will er jetzt nicht hören, und es würde ihm nicht helfen, “…so schnell.“

„ABER Das geht schon viel zu lange so. Ich dachte ja, ich wäre über ihn hinweg, aber dann war er gestern plötzlich auf der Party und kam rüber“

„Achso, er war auf der Party.“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. Solange sie nicht miteinander in der Kiste waren, besteht eine gute Chance, dass der Kleine heute nachmittag wieder lachen kann.
„Genau, also… zuerst jedenfalls.“

„Oh nein“, scheisse, hab ich das laut gesagt?

„Er wollte mit nach Hause kommen, nur reden, zuerst. Wir waren angetrunken und er hat mir doch so gefehlt. Ich fand es schön, dass er sich wieder für mich interessiert hat und dann…“

„Dann habt ihr…?“

„Ja, verdammt, ich habe mit Augustin geschlafen!“

Die nächste Stunde verbringe ich mit dem Kleinen am Telefon und räume dabei nicht nur seine Scherben auf, sondern auch meine Wohnung. Warum wir Jungs auch immer so einen Saustall hinterlassen müssen.

Fortsetzung gibt es hier.

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Schlachtfeld (#Valentin, Teil 1)

Ich wache in einem Klischee auf. Mein Schädel brummt, ich werde zu alt für diesen Scheiss. Ich schäle mich aus dem verschwitzten Laken. Es ist ungewohnt, alleine aufzuwachen. Die Stelle neben mir riecht noch nach ihm, ich bilde mir ein, noch seine Wärme zu spüren… – warum ist er schon aufgestanden?

Das Schlafzimmer ist noch abgedunkelt. Die Teelichter habe ich schon vor langer Zeit durch elektrische Kerzen ersetzt. Das ist fast genauso romantisch, aber ich bin einfach aus dem Alter raus, in dem ich mich um ONS bemühe.

Es rauscht die Klospülung. Ist er etwa noch in der Wohnung? Ein drängendes Gefühl überkommt mich. Das Laken muss warten. Ich stehe auf und suche ihn. Ich will ihn küssen, bevor er verschwindet. Sorry, mein Fehler, ihr kennt ihn ja noch gar nicht. Nennen wir ihn einfach „Valentin“. Ein bisschen verklärte Romantik versprühen, um den Geruch von Sex zu überdecken.

Im Flur treffe ich auf gleißendes Sonnenlicht. Für einen Moment taste ich mich blind am Bilderrahmen entlang und haue mir den großen Zeh an einer leeren Sekt-Flasche an. An meinem Fuß klebt eine leere Kondompackung. Dann sehe ich das Schlachtfeld.

Ja, die letzte Nacht muss episch gewesen sein. Ich grinse, auch wenn ich mich gerade nur bruchstückhaft erinnern kann. Mein Kopfkino gleicht einer schlechten Raubkopie, die durch das unsägliche Piepen der Küchenuhr noch stärker in den Augen sticht. Filmriss um 10 Uhr morgens. Eigentlich die perfekte Uhrzeit, auch wenn ich heute auf den Kater verzichten könnte. Ich suche nach einer Ibuprofen, durchwühle die Schubladen, als die Spülmaschine rhythmisch im Takt vibriert und ich das Handy im klirrenden Besteckkorb finde. Mit Erleichterung stelle ich fest, dass noch die Reste des gestrigen Nudelauflaufs an den Tellern kleben. Das Handy hatte also noch keine Dusche hinter sich. Ich auch nicht.

Zwölf verpasste Anrufe. Scheisse. Das heißt nichts Gutes. Keine Nachricht auf der Mailbox. Der Kleine muss fix und fertig sein. Die Gedanken an Valentin und die hiesige Unordnung rutschen für den Moment in den Hintergrund, jetzt gehen Freunde vor. Ich rufe den Kleinen zurück…

Fortsetzung? Hier geht es zu Teil 2!