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Ein Moment mit dir

Zuerst fand ich dich doof.
Du entsprichst nicht meinem Idealbild eines Mannes.
Du bist kein Alphamännchen, kein Covermodel, kein Holzfäller.

Laut, auffällig, anstrengend.
Bloß nicht, bloß nicht!
Und doch, du hast mein Interesse geweckt.

Vielleicht war es einer dieser seltenen Momente,
hoch konzentriert und in die Ewigkeit gedehnt.
Ein Satz, ein Lächeln, dann zündete der Funke.

Wir unterscheiden uns bestimmt in vielen Dingen,
Sind komplett verschieden.
Vielleicht bist du gefühlvoll und mitreißend.

Ich weiß noch nicht einmal, ob du schwul bist.
Warum lächelst du mich immer an, wenn wir uns begegnen?
Ach, ich bin gerne bereit, es bei einem Drink herauszufinden.

Platt und steif

Wir Schwulen lieben uns und fröhnen dieser Lust.
Hinter jeder Ecke lauern Doppeldeutigkeiten:
So hat jeder Lausbub gleich mehrfach Dreck am Stecken.

Die Braven schreien sofort „Igitt, Bääh“ und rümpfen sich die Nase.
So viel Sex, da bliebe die Liebe unter der Decke!

Banane, Nüsse, Eier: für die Harten scheint die Welt aus Phallusobjekten zu bestehen.
Die anderen haben ihre Schokolade lieber zartbitter.

Dein Umfeld, deine Orientierung. Es ist dein Weltbild, deine Wahl.
Wenn deine Welt mit gezupften Augenbrauen noch rosiger strahlt, weil sie so gut deiner Brille schmeicheln…

Und er hört mitten im Schreiben auf. Es bleibt seine versexte Wortwahl.
Denn bis zum Schluss ist er trotzdem nicht gekommen.

Wunschmalerei

Ich kenne dich kaum, du großer, toller Unbekannter!
Schaue, schiele immer wieder zu dir hinüber.

So viele Fragen schwirren mir durch den Kopf.
Wie toll es aussehen muss, wenn du die Augen schließt und mich küsst.
Wie wunderbar es sich anfühlen wird, wenn du meine Hand hälst, mich umarmst.

So viele Fragen, auf die ich mir eine Antwort geben kann.
So viele Situationen, in denen du wunderbar sein kannst.
So viel weißer Raum, den ich ausmalen kann.

Ich kenne dich nicht.
Aber ich habe mich unweigerlich in dich verliebt.

Ich liebe nicht dich, ich liebe das Mysterium das dich umgibt.
Bis ich dich anspreche.

Ich merke, dass du ein wirklich großes Ego hast.
Das ist es, was dich ausmacht,
das ist es, was du ausstrahlst.

Und das ist es, was ich liebe.
Und ich stelle fest:
du liebst dich noch viel mehr!

Kronleuchter

Ich bin nicht sonderlich helle, aber ich lasse trotzdem jeden Raum erstrahlen, sobald ich ihn betrete. Ich weiß nicht warum, aber die Leute drehen sich zu mir hin. Geblendet von meinem Aussehen fällt niemandem auf, dass ich eigentlich nicht weiß, was ich hier mache.

Will ich dich verführen? Will ich dich für mich gewinnen, dich einwickeln und für immer an mich binden? Sollst du mir verfallen – oder will ich dir einfach nur gefallen?

Suche ich Bestätigung? Du versuchst mich zu küssen, ich ziere mich. Spiele ich mit dir?

Ich kann es dir nicht so recht sagen, also schweige ich – und lächle. Doch mein Gesicht scheint Bände zu sprechen.

Du lässt von mir ab. Blickst du hinter meine Fassade? Das kann nicht sein – denn niemand weiß besser als ich, dass da nichts ich. Ich strahle stärker, doch ohne Erfolg.

Zu spät fällt mir deine Sonnenbrille auf! Du hast mich erwischt, durchschaut, mein Unvermögen entdeckt – und trotzdem hast du versuchst, mir näher zu kommen. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht? Ich kann dich das leider nicht mehr fragen, denn ich habe schon längst das Weite gesucht.

Es ist Liebe

Ich kenne dich, denn ich weiß wie du aussiehst.
Ich habe dich sogar schon einmal auf einer Party gesehen, von weitem.
Ich traue mich nicht dich anzusprechen, sobald ich dich sehe, beginnt mein Herz wie wild zu schlagen.

Du hast meine Größe, wir würden also gut zusammenpassen. Ich mag ja deine blauen Augen, ich stehe auf blaue Augen. Ich stehe allgemein auf gutaussehende Jungs, also auch auf dich.

Du siehst außerdem auch besser aus als mein letzter Freund. Er war meine erste große Liebe. Aber dann sah ich dich. Also haben wir uns nach gut zwei Wochen getrennt, damit ich frei für dich bin.

Vielleicht sollte ich dich einfach einmal anchatten… damit ich dir meine Liebe gestehen kann.