Monthly Archives: November 2008

Stolz und schwul drauf

Die Regenbogenfahne in deinem Profil zeigt: du bist schwul, durch und durch.
Du hast damit kein Problem, du stehst zu dir, deinen Gefühlen und deiner – zugegebenermaßen – auffälligen Art. So oder so hast du also keinen Grund, dich zu verstecken.

Schon als kleines Mädchen war dir klar: wenn du groß bist, wirst du schwul! Du bist stolz auf das, was du bist. Stolz auf deine Homosexualität.

Da stellt sich mir eine Frage:
Muss ich selbst das jetzt auch allen auf die Nase binden, Demonstrationen organisieren, Selbsthilfegruppen gründen, Flyer verteilen, mir die Augenbrauen zupfen, den Intimbereich rasieren, ein Myspaceprofil eröffnen…

*lufthol*

…um nicht intolerant mir selbst gegenüber zu sein?

Helmpflicht ©

Meine Gedanken sind frei, aber dennoch gehören sie mir! Sie sind von unermesslichem Wert, das einzige, was ich habe – meine einzige Schwachstelle. Deshalb muss ich sie beschützen.

Doch um zu überleben, muss ich sie mit anderen teilen.Ich muss mich durch sie offenbaren, damit andere sehen, dass ich existieren.

Ich bin, denn ich denke. Ich denk, weil ich fühle. Ich fühle, weil ich lebe. Doch ich darf ihnen nicht das Werkzeug in die Hand geben, ihnen nicht erklären, wie sie es gegen mich verwenden können.

Brent Everett unter der Haube

Hui, da schau her. Sogar für Pornostars existiert so etwas wie Liebe.

In diesem Fall Brent Everett (den man kennen MUSS) und sein Mann sowieso, den man nicht kennen muss. Der hat schließlich auch keine Pornos gemacht.

Die Hochzeit fand etwa im September statt. Da hat wohl jemand Sex-richtige erwischt. 😉

PS: Die Umfrage (rechts) läuft übrigens noch ein paar Tage – momentan lässt sich noch kein klarer Gewinner ausmachen.

DU da

Du forderst nichts von mir, du gibts. Du förderst mich und unterstützt meine Bemühungen. Durch dich werde ich zu einem besseren Menschen. Durch dich werde ich mehr „ich“, als ich es je gewagt hätte zu sein.

Meine Selbstzweifel verschwinden, ich merke: „Ich“ zu sein ist nichts schlechtes. „Ich“ zu sein, ist sogar das einzige, das ich sein kann, denn genau dieses Ich ist es, das zu so liebst. Ich brauche mich nicht zu verstellen, nur um mir am Ende selbst (nicht) zu gefallen.

Du hälst meine Hand, ohne mich zurückzuhalten. Du reißt mich mit, ohne mich ins Straucheln zu bringen.

Dabei bist du gar nicht das, wovon ich immer geträumt habe. Du bist viel mehr. Du übersteigst meine Vorstellungskraft. Und ich stelle erstaunt fest: Du bist auf deine Weise fasziniert von mir.

Du bist ein Rätsel, dass mich jeden Tag aufs Neue fragen lässt: „Womit habe ich dich verdient?“ Dabei offenbarst du mir die Gewissheit, dass die Antwort in mir selbst zu finden ist.

Du bist viel mehr Sein als Schein. Du bist ein Mysterium, dass es zu ergründen gilt. Ich schaue mir Fotos an von dir, alte Fotos, die Jahre vor mir enstanden. Sie zeigen dich, und doch ist es, als betrachte ich eine völlig andere Person. So wunderbar… damals schon. Auch ohne mich.

Du hast eine Vergangenheit. Aber haben wir eine Zukunft?

DIPOLISATION #4: Beziehungsweise

Neulich auf einer Party kam mir wieder eine Frage in Sinn, über die ich schon des öfteren nachgedacht habe: Woran erkennt man den Richtigen? Wie müsste er sein?

Reicht allein das Aussehen? Genügt ein trainierter Körper, mit wenig Fett und der richtige Menge an Muskeln? Darf man Abstriche beim Gesicht hinnehmen? Sticht ein süßes Lächeln jeden Babyspeck aus? Oder stülpt man dort eine Tüte drüber und ergötzt sich dafür an überdimensionalen Herrlichkeiten?

Sind alle gutaussehenden Jungs nicht sowieso nur an Spaß interresiert, ohne sich je Ernsthaft für eine Beziehung hergeben zu wollen? Konzentriert man sich, als Beziehungssuchender, also eher auf die inneren Werte? Ist Treue das höchste Gut? Je besser der Kerl aussehe, desto leichter geriete ohnehin er in Versuchung.
Gräbt man lieber nach dem scheuen Schönling? Gibt man sich mit dem törichten Treuling zufrieden, der es nicht einmal wagen würde, andere Jungs auch nur anzusehen?

Wie sehr dürfen sich die inneren Werten gleichen? Zwar muss auf der einen Seite Übereinstimmungen geben, aber es kann auf der anderen Seite schnell zur Verhärtung an den Fronten kommen, wenn sich zwei Stierköpfe die Hörner wund schlagen.
Darf er wissen, was ich denke? Will ich überhaupt wissen, was er denkt? Ist Wissen nicht eine Entmythisierung seiner Person? Soll er nicht so lange wie möglich interessant bleiben? Die Beziehung frisch halten?

Darf er mich zum Lachen bringen? Wie viel Kind, Clown und Draufgänger verträgt sich mit den ernsthaften, nachdenklichen und verletzlichen Charakterzügen, die er zu verbergen versucht – und die er natürlich seinerseits nur „dem Richtigen“ offenbart?

Oder ist alles im Grunde egal – Aussehen, Charakter, Alter – solange er nur genug Kohle hat? Lifestyle, Autos, Reisen, Geschenke – lässt sich so „Liebe“ in Zahlen ausdrücken? Profitorientierte Liebe – wackelt da nicht gerade in Zeiten einer Finanzkrise das geliebte Fundament?

Für den perfekten Kerl ist es wohl die richtige Mischung aus allem. Je weniger Abstriche man machen muss, umso besser, umso perfekter. Oder ist am Ende nicht jede Überlegung und Vorstellung nichtig?

Man merkt, ja weiß es doch, wenn der Richtige plötzlich vor einem steht.

Auf diesen Gedankengang folgte eine weitere, viel beängstigendere Frage: Was, wenn man den perfekten Kerl endlich gefunden hat? Einem mit jedem Treffen klarer wird: ER ist es. Niemand anderes war und wird je an ihn heran kommen. Jedes Techtelmechtel, jeder Flirt, jede andere Beziehung wird immer in seinem Schatten stehen? Mit jedem Kuss wirst du daran erinnert, dass dieser Kuss sich nicht „richtig“ anfühlt, sondern falsch. Du küsst also den Falschen.

Und was machst du, wenn der perfekte Kerl vor dir steht – und du ganz genau weißt: Ihr werdet verdammt nochmal nie zusammensein?

Dann tut es jeder andere, jeder Falsche. Und siehe da: Die Party ist voll ihnen.

Probieren über Studieren?

Neulich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Freund.
Wir erzählten uns gegenseitig von unserem Liebesleben. Er schien die Jungs wie Unterwäsche zu wechseln, probierte alle einmal an, zog alle einmal aus. Ob Sex oder Beziehung, nichts war von Dauer.
Dann sollte ich von mir erzählen. Doch da gab es nichts. Keinen Sex – und schon gar keine Beziehung.
„Warum?“, wollte er wissen.
„Ach weißt du“, ich nachdenklich, „irgendwie finde ich nicht den Richtigen.“
Da verstand er und sagte: „Ach… Ich auch nicht.“

Di Politour

Nach dem Ende meiner langjährigen Beziehung, blieb ich mit den Trümmern meiner Liebe zurück. Ich begann, die Überreste des Holzhauses zu entfernen, der kleinen warmen kuscheligen Blockhütte mit dem Herz in der Eingangstür, doch stolperte dabei immer wieder über ein bestimmtes Stück Holz, mit dem viele Erinnerungen verbunden waren.

Es war schön geformt und geschliefen – und konnte in seiner Pracht nur erhalten werden, wenn sorgsam damit umgegangen wurde und es auf eine bestimmte Art gehegt und gepflegt wurde. So etwas brauchte langjährige Erfahrung – ich war sehr froh, dass Er mir immer diese Arbeit abnahm.

Doch nun war ich wieder auf mich alleine gestellt. Ich suchte Ersatz, doch keiner wusste so gut damit umzugehen wie Er. Ich wusste allerdings: Er würde nie zurückkommen. Ich wusste auch: Die Enttäuschung war zu groß, um so etwas noch einmal erleben zu wollen.

Seither suche ich nur noch Männer, bei denen eine Sache gewiss ist: Mögen sie noch so gut aussehen, noch so charmant sein, noch so gut gebaut sein, noch so viel Geld haben.
Es muss von Anfang an klar sein, dass ich mich nie in sie verlieben könnte, mögen sie auch noch so gut meine Latte polieren.