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Treue ist ihm ganz wichtig.

Er ist 16, hatte gerade sein Coming Out, ist viel lieber passiv als aktiv. Von OneNightsStands hat er die Schnauze voll. Er sucht die große Liebe, so alt wie er soll er sein.

Treue ist ihm ganz wichtig. Fremdgehen darf sein Freund nicht. Vielleicht sieht der Vierte das ja genau so.

Sexklusivität

Ich habe keinen Sex mit anderen. Ich warte auf dich, denn Du bist der Eine.

Es ist mir ernst mit dir, das möchte ich dir damit beweisen. Siehst du wie ich den anderen wiederstehe? Ich hätte viele Gelegenheite, doch ich nehme sie nicht wahr. Weißt du es zu würdigen? Ich hoffe, dir ist es auch mit mir ernst.

Ja, ich erwarte das Gleiche von dir. Und ich hoffe insgeheim, dass wir eines Tages miteinander die Enthaltsamkeit beenden.

UN-Sicherheit

Es kommt selten vor, aber manchmal, da ist man sich einer Sache sicher. Zweifelsfrei und mehrfach geprüft – nur der Bauch ist misstrauisch. Macht der Gewohnheit. Es will sich noch nicht so recht überzeugen lassen.

Das ruft den Kopf und das Herz auf den Plan. Zusammen rufen sie dem Bauch zu: „Halt die Klappe, und lass endlich die Schmetterlinge frei!“

„Aber“, entgegnet dieser, „wieso seid ihr euch beide so sicher? Was ist mit den Zweifeln und der Unsicherheit passiert, die euch so lange plagten?“

Der Kopf erklärt: „Im Grunde wussten wir es schon seit langem.
„Weißt du, Bauch“, sagt da das Herz, „diese Zweifel waren nicht unsere eigenen.“

Checkliste: Outing

Er hat sich bei sich selbst geoutet. Er hat sich so akzeptiert, wie er ist. Er hat es seinen Eltern gesagt, seiner Mutter und seinem Vater. Seinen Freunden, seinen Schulkameraden, seinen Bekannten. Alle sollen es wissen, und alle wissen es jetzt.

Er ist stolz und freut sich. Denn jetzt, jetzt können die süßen Jungs kommen!

Der Richtige IV

Alle sind sie auf der Suche nach der großen Liebe. Dem Typ, der dem eigenen Leben einen Sinn gibt. Der, für den es sich zu Leben lohnt. Er soll das eigene Leben besser machen, die Probleme lösen.

Und einige suchen nach dem, der nicht nur sagt: „Ich liebe dich“, sondern auch: „Ich habe einen Job für dich.“

Die erste Reihe

Er hat mich angesprochen, er war betrunken. Auf der Party.
Ich konnte es kaum fassen. Der süße Typ redet mit mir!

Er fragte nach der letzten Arbeit. Es lief gut für ihn. Ich war mir sicher, dass er nicht nur in der Klausur 13 Punkte erreichen könnte.
Er sitzt übrigens neben einem weiteren Kerl, der auch nicht zu verachten ist. Zwei gute Gründe, regelmäßig in den Unterricht zu gehen. Vor allem jetzt, wenn es wärmer wird, und sie nur noch T-Shirts tragen.

Ein wahrer Augenschmauß, zu denen ich immer wieder verstohlen nach vorne schiele. Bloß nicht bemerken soll er mich.

Auf der Party jedenfalls hat er mich bemerkt. Und sich vorgestellt mit den Worten: „Ich bin bei dir in XXXX, ich sitz da vorne in der ersten Reihe.“

Hach, als ob ich das nicht wüsste.

Rückwärts gehend

Aus Erfahrungen kann man lernen. Aus den eigenen – und wenn man klug ist, auch aus denen von anderen. Das Alter mag ja in vielen Bereichen in einem negativen Licht stehen, in einem jedoch ganz bestimmt nicht: Je älter man wird, desto mehr Erfahrungen sammeln sich an.

Ich blicke gerne zurück und schaue, was ich schon so alles erlebt habe. Glückliche Momente, traurige Stunden. Im Nachhinein vermag ich nicht mehr zu sagen, was nun wirklich überwogen hat. Ich schmücke sie mir aus und biege sie mir zurecht. So, wie ich es im Nachhinein gerne gesehen hätte.

Ach, wie gerne lebe ich in der Vergangenheit. So vieles ist passiert und noch mehr hätte passieren können. Aus einer einzigen Nacht werden Tage, aus einem Tag eine ganze Woche. Nur du und ich, nur ich und du. Lange Gespräche werden endlos. Wir, schon immer zusammen.

An die Zukunft denke ich ungern. Denn es könnte sein, dass du dich darin schon morgen aus ihr verabschiedest.

Tiger und Bär

Tiger und Bär trafen sich eines Tages und stellten fest, dass sie einander sehr mochten. Sie beschlossen, gemeinsam ein Stück zu gehen, um zu prüfen, ob sie zueinander passten. Bär war von Natur aus viel unterwegs, und selten waren die Treffen. Gelegentlich sahen sie sich. Wenn sich ihre Wege kreuzten, hielten sie kurz inne für einen Plausch, um sich zu vergewissern, dass sie sich wirklich so gut verstanden, wie sie es in Erinnerung hatten.

Die Zeit verging, aus Frühling wurde Herbst. Im Winter endlich fanden sich beide für einen Spaziergang zusammen. Bär redete vom Heiraten, das freute den Tiger. Er hatte Bär oft vermisst und würde am liebsten immer bei ihm sein.

Sie gingen weiter den Weg entlang, da setzte plötzlich der erste Schnee ein. Bär begann zu zittern, und sagte: „Ich kann mit dir nicht weitergehen. Ob du stehen bleibst oder weitergehst, das liegt bei dir.“

Tiger war verdunwert: „Warum kommst du nicht weiter? Dort vorne ist schon die Hütte. Ich habe eine Decke, sie wird uns wärmen!“

„Ich habe schon so viele Winter erlebt, mehr noch als du“, erklärte der Bär. „Doch die Decke reicht nicht für uns beide, und ich mag sie dir nicht wegnehmen. Du bist jung, du sollst nicht frieren. Ich würde dich nur um deine Wärme bringen.“

„Aber, wir werden uns gegenseitig warm halten!“, rief Tiger.

„Du kennst die Winter nicht so wie ich. Dieser wird sehr kalt werden. Ich werde es nicht schaffen, dich so zu wärmen wie ich sollte.“

„Du bist ja so töricht!“, schrie da der Tiger. Und blieb beim Bär bis zum Frühling.

Beziehungsklausur

Ist es zu früh, jetzt schon über eine Beziehung nachzudenken?

Ist es überhaupt je zu früh dafür? Eigentlich sollte man doch von Anfang an daran denken, schließlich muss man mit jeder Macke im Ernstfall sein Leben verbringen.

Man sollte überhaupt frühzeitig planen, vielleicht etwas Geld sparen, ein Haus bauen. Sicherheiten schaffen, etwas zur Seite legen. Sport treiben, einen guten Job haben. Gesund essen, um möglichst lange zu leben.

Zeit haben, Zeit nehmen, sich genug Zeit lassen.
Aber nicht zu viel, denn sonst ist es zu spät.

Wir kennen uns jetzt schon ein Jahr – wie wärs mal mit einem Date?

Stolz und schwul drauf

Die Regenbogenfahne in deinem Profil zeigt: du bist schwul, durch und durch.
Du hast damit kein Problem, du stehst zu dir, deinen Gefühlen und deiner – zugegebenermaßen – auffälligen Art. So oder so hast du also keinen Grund, dich zu verstecken.

Schon als kleines Mädchen war dir klar: wenn du groß bist, wirst du schwul! Du bist stolz auf das, was du bist. Stolz auf deine Homosexualität.

Da stellt sich mir eine Frage:
Muss ich selbst das jetzt auch allen auf die Nase binden, Demonstrationen organisieren, Selbsthilfegruppen gründen, Flyer verteilen, mir die Augenbrauen zupfen, den Intimbereich rasieren, ein Myspaceprofil eröffnen…

*lufthol*

…um nicht intolerant mir selbst gegenüber zu sein?

Helmpflicht ©

Meine Gedanken sind frei, aber dennoch gehören sie mir! Sie sind von unermesslichem Wert, das einzige, was ich habe – meine einzige Schwachstelle. Deshalb muss ich sie beschützen.

Doch um zu überleben, muss ich sie mit anderen teilen.Ich muss mich durch sie offenbaren, damit andere sehen, dass ich existieren.

Ich bin, denn ich denke. Ich denk, weil ich fühle. Ich fühle, weil ich lebe. Doch ich darf ihnen nicht das Werkzeug in die Hand geben, ihnen nicht erklären, wie sie es gegen mich verwenden können.

DU da

Du forderst nichts von mir, du gibts. Du förderst mich und unterstützt meine Bemühungen. Durch dich werde ich zu einem besseren Menschen. Durch dich werde ich mehr „ich“, als ich es je gewagt hätte zu sein.

Meine Selbstzweifel verschwinden, ich merke: „Ich“ zu sein ist nichts schlechtes. „Ich“ zu sein, ist sogar das einzige, das ich sein kann, denn genau dieses Ich ist es, das zu so liebst. Ich brauche mich nicht zu verstellen, nur um mir am Ende selbst (nicht) zu gefallen.

Du hälst meine Hand, ohne mich zurückzuhalten. Du reißt mich mit, ohne mich ins Straucheln zu bringen.

Dabei bist du gar nicht das, wovon ich immer geträumt habe. Du bist viel mehr. Du übersteigst meine Vorstellungskraft. Und ich stelle erstaunt fest: Du bist auf deine Weise fasziniert von mir.

Du bist ein Rätsel, dass mich jeden Tag aufs Neue fragen lässt: „Womit habe ich dich verdient?“ Dabei offenbarst du mir die Gewissheit, dass die Antwort in mir selbst zu finden ist.

Du bist viel mehr Sein als Schein. Du bist ein Mysterium, dass es zu ergründen gilt. Ich schaue mir Fotos an von dir, alte Fotos, die Jahre vor mir enstanden. Sie zeigen dich, und doch ist es, als betrachte ich eine völlig andere Person. So wunderbar… damals schon. Auch ohne mich.

Du hast eine Vergangenheit. Aber haben wir eine Zukunft?

Probieren über Studieren?

Neulich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Freund.
Wir erzählten uns gegenseitig von unserem Liebesleben. Er schien die Jungs wie Unterwäsche zu wechseln, probierte alle einmal an, zog alle einmal aus. Ob Sex oder Beziehung, nichts war von Dauer.
Dann sollte ich von mir erzählen. Doch da gab es nichts. Keinen Sex – und schon gar keine Beziehung.
„Warum?“, wollte er wissen.
„Ach weißt du“, ich nachdenklich, „irgendwie finde ich nicht den Richtigen.“
Da verstand er und sagte: „Ach… Ich auch nicht.“

Di Politour

Nach dem Ende meiner langjährigen Beziehung, blieb ich mit den Trümmern meiner Liebe zurück. Ich begann, die Überreste des Holzhauses zu entfernen, der kleinen warmen kuscheligen Blockhütte mit dem Herz in der Eingangstür, doch stolperte dabei immer wieder über ein bestimmtes Stück Holz, mit dem viele Erinnerungen verbunden waren.

Es war schön geformt und geschliefen – und konnte in seiner Pracht nur erhalten werden, wenn sorgsam damit umgegangen wurde und es auf eine bestimmte Art gehegt und gepflegt wurde. So etwas brauchte langjährige Erfahrung – ich war sehr froh, dass Er mir immer diese Arbeit abnahm.

Doch nun war ich wieder auf mich alleine gestellt. Ich suchte Ersatz, doch keiner wusste so gut damit umzugehen wie Er. Ich wusste allerdings: Er würde nie zurückkommen. Ich wusste auch: Die Enttäuschung war zu groß, um so etwas noch einmal erleben zu wollen.

Seither suche ich nur noch Männer, bei denen eine Sache gewiss ist: Mögen sie noch so gut aussehen, noch so charmant sein, noch so gut gebaut sein, noch so viel Geld haben.
Es muss von Anfang an klar sein, dass ich mich nie in sie verlieben könnte, mögen sie auch noch so gut meine Latte polieren.

Pubertäter

Am Anfang krachte und blitzte es – im positiven Sinne. „Wow“, dachte nicht nur ich – „Is der goil“, sagten auch meine Freundinnen. Und so nett! Du hast Humor, du bist witzig und dein Grinsen verrät zwei Dinge: Du bist total niedlich. Dich muss man einfach gern haben! Im Grunde der perfekte Schwiegersohn.

Was die Eltern nicht wissen: Du hast es Faustdick hinter den Ohren. Mehr noch als ich! Du und dein Lausbubengrinsen. Du spielst mit dem Feuer und verbrennst dich dabei doch nie. Es sind die anderen, die sich an dir die Finger verbrennen. Du stehst irgendwie immer mit einer weißen Weste da: Du willst spielen, du willst deinen Spaß – und am Ende zahlen die anderen die Rechnung.

Du gibst einem das Gefühl, alles zu haben, was man sich wünschen kann. Ist man in deiner Gegenwart, ist man genauso toll wie du. Deine Tollheit färbt auf deine Begleitung ab. Du bist ein Geber, du gibst dich her. Du verkaufst dich nicht, aber du teilst dich.

Zu spät merkt man, dass du ein Dorffahrrad bist. Alle wollen mal mit dir fahren. Alle haben sie schon einmal. Dabei bist du schon weit herumgekommen. Egal wen man fragt, egal wo man hinkommt. Erwähnt man deinen Namen, so zeichnet sich ein Grinsen im Gesicht des anderen ab. „Ihn kennen? Klaaar. Wie, du auch??“, so, als hätten sie sich abgesprochen. Kein Wort der Klage, aber ein Wort des Lobes. Ob es dir gut gehe, fragen sie. Als ob ich es wüsste.

Du teilst dich zwar, aber du teilst dich nicht mit! Du bleibst ein Geheimnis. Du versprichst nichts. Jedenfalls nicht mit Worten. Doch dein Grinsen spricht Bände. Willst du spielen, so spielt man mit. Egal, auch wenn man dabei verliert. Dir geht es nicht ums gewinnen. Du hast schon gewonnen. Das ahnt man irgendwie, und du, du weißt es auch! Du zeigst deine Karten nicht, du bluffst, gibst vor, nichts zu wissen. Und dabei bist du eiskalt, eiskalt und berechnend.

Du weißt um deine Wirkung, du weißt um dein Aussehen. Du weckst Begierde, du bist ein Lustobjekt. Eine Trophäe. Es geht darum, dich zu gewinnen. Das weißt du, es ist ein Spiel. Was man nicht ahnt: du hast es erfunden. Du hast die Regeln gemacht. Wer sie nicht kennt, der verliert. Leider hast du sie nicht aufgeschrieben. Schaut man dich an, verliert sich auch sofort jeder Gedanke daran, dass es so etwas überhaupt geben könnte. Du erweckst nicht den Eindruck, als hättest du alles kalkuliert. Man traut es dir auch irgendwie gar nicht zu. Du siehst zu herzig aus, als das man dir böse Absichten unterstellen könnte.

Wenn, dann ist man selbst der Böse, der, der dich heimlich ins Bett kriegen will. Oder schlimmer noch: der, der dich an sich binden will. Du machst einem ein schlechtes Gewissen. Dabei hast du die Schere in deiner Lausbubenhose versteckt, jeder Versuch, dich irgendwo fest zu binden, wird, wenn man gerade nicht hinschaut, von dir zunichte gemacht: du zückst die Schere und *Schwupps* wurde der Bindungsvorgang abgebrochen.

Man wundert sich noch, warum es wohl nicht klappen mag, gibt sich selbst die Schuld. Zweifel kommen auf. Selbstzweifel. Man wird unsicher. Man geht jeden Gesprächsfetzen durch, an den man sich in der Eile noch erinnert. Langsam dämmert es, dass du nie etwas gesagt hast, das einem Sicherheit geben würde, nichts, dass dafür spräche. Du versprichst nichts. Nicht mit Worten.

Du weißt, wieso: weil du deinen Spaß willst, weil du spielen willst. Du kleiner Bengel. Irgendwie wirkst du unreif. Ein kleines Kind, das nicht so recht weiß, was es will. Gehört auch das zu deiner Taktik? Sie wäre genial: Gräbt man nach Indizien für dein kalkuliertes Spiel, so stößt man nur auf das Kind in dir. Beim Graben erwischt man es am Kopf, es fängt an zu weinen und rennt weg. Ein Gespräch wird somit zur Unmöglichkeit. Ein unschuldiges Kind, viel zu naiv um sich so etwas Böses auszudenken. Ein Kind, das unzählige Freunde hat und mit jedem spielt. Wer würde es dir übel nehmen? Man tröstet es sogar noch, weil man der Böse war, und mit der Schaufel zu tief gegraben hat.

Aber langsam reicht es mir! Ich nehme es dir übel. Es ist geplant, es ist durchdacht. Alles! Du bist durchtrieben! Ich habe dich durchschaut!
Hör auf, so frech zu grinsen! Hör auf, diese Spielchen zu spielen! Sonst nehme ich diese Schaufel und brate dir eins über die Rübe! Werde endlich erwachsen! Und fang verdammt nochmal an mich zu lieben!

Kissenschlacht

Du sagst, es geht dir nicht gut. Du hast Probleme beim Einschlafen. Gedanken quälen dich. Erinnerungen, Ängste, Sehnsucht. Du fragst, ob es mir ähnlich geht.

Ich frage: Meinst du sowas wie nachts heulen und stumm schreien und aufs Kissen einprügeln und noch mehr heulen, bis man merkt, dass sich auch dadurch nichts ändert?

Ist es so, dass das Ganze dann immer mehr an Bedeutung verliert, je mehr du darüber nachdenkst, weil du Dafür und Dagegen solange gegeneinander aufhetzt, bis sie sich ungewollt einfach im Nichts auflösen?

Hast du dann nur noch feuchte Augen, kannst aber nicht mehr weinen, weil der Grund zwar da, aber mit einem Mal einfach verschwunden ist, vielleicht verdrängt vom Unterbewusstsein?

Und du den Kopf wieder aufs nasse Kissen legst, schlafen willst und die Gedanken kreisen sich nur noch um diesen feuchten Fleck, auf dem deine Wange liegt?

Und der einzige Grund, warum du noch nicht schlafen kannst, der ist, dass das dumme Kissen nass geworden ist?

Meinst du das, frage ich?

Du nickst.

Ich verneine.

Dipolisation: Mittendrin kalt.

Die lauben Blätter fallen und die kalten Tage werden kürzer. Und wenn ich dann noch von der Brücke meines Heimatortes aus die hellen, blinkenden, rotierenden Lichter aus der Nachbarstadt sehe, dann weiß ich: Der Jahrmarkt ist da – und mit ihm der Herbst.

Die Stadt verwandelt sich, die Lichter erhellen sie. Menschen kreischen, aus Spaß an der Freude. Menschen drängen sich, reihen sich ein, steigen auf. Ins Karussell, in die Teetassen, ins Riesenrad.

Vor mir steht sie, türmt sich auf: Die Achterbahn der Gefühle. Hinter mir: ein Jahr, das zu Ende geht. Mittendrin ich. Meine Hände kalt. Und niemand, der sie wärmen kann.

Today Will Be Better, I Swear!

Der Schmerz jedoch bleibt. Wenn drei Tage schon wie eine Ewigkeit sind, wie verhält es sich erst dann mit 6 Wochen?

Die Antwort lässt sich längst nicht mehr unterdrücken. Spreche ich sie aus, so sprudelt es hervor, doch es sind keine Worte, sondern Tränen.

Die Wahrheit tut weh. Sie sich bewusst zu machen ist nicht einfach. Sie sich ein zu gestehen schmerzt.

Jeden Tag daran zu denken, dass man gar nicht wütend, sondern zutiefst traurig und einsam ist, ist unerträglich.

Dipolsche Zoologie #1: Jungtiere

Beginnen wir unsere Reise durch die bunte Artenvielfalt der Tiere mit den Kleinsten: die Jung- oder auch Beuteltiere genannt.

Ihr Augen gewöhnen sich nur langsam an den Anblick der fremdartigen Welt, die sich ihnen nach ihrer Geburt offenbart. Lichtblitze in jeder erdenklichen Farbe und hämmernde Bässe erschweren die Orientierung. Jedoch entgeht ihnen nicht, dass sie nicht alleine sind.

Ihre Artgenossen, die trotz dem männlichen Geschlecht in der Fachsprache mehrheitlich als „Schwestern“ bezeichnet werden, liegen auf der Pirsch. Die genauen Absichten vermag auch ein erfahrener Rudelführer nicht immer zu durchschauen.

Mutige Jungtiere wagen bald den ersten Schritt ins Jagdrevier anderer Tiere, und werden leider nur allzu schnell zur leichten Beute.

Bildcredit: Zoo Antwerpen von peter ijdema bei Flickr

Weltreise

Was nicht zusammen gehört, beginnt ineinander zu verschmelzen
Was sich nie hätte treffen dürfen, kennt sich schon längst
Was bisher keine Rolle gespielt hat, war immer schon präsent

Welten verbinden sich
Welten, nie wirklich getrennt

Doch sucht man nach ihnen, so findet man keine
denn siehe: es gibt nur diese eine.