Alle Beiträge aus dem Jahr 2009

Der falsche Prinz, der fliegen kann, aber nur, wenn niemand zuschaut.


Song: Little Dragon – Stormy Weather »

Ich zittere, ich bibbere, ich weine, ich schreie, ich freue mich, ich heule nicht, ich laufe schnell, ich gehe weiter, ich bleibe stehn, dreh mich im kreis und schau mich um.
Ich bin dumm, ich bin schlau, ich verstehe die welt nicht, ich habe fragen, ich suche antworten, ich will das eigentlich gar nicht alles wissen. zuviele informationen, zuwenig sinn.

Alles zu laut, ich werde laut, ich werde leise, ich werde stumm, ich schlage den kopf gegen die wand, schlage mich, tröste mich, esse schokolade, noch etwas mehr, dann hab ich genug. ich bin nicht satt, ich habe hunger, keinen hunger, keine lust, bin voller tatendrang, will überall hin, weiß nicht wohin, in alle richtungen, kann nicht aus meiner haut, kann nicht weg, bleibe hier.

Ich bin weg, weit weg, in der fremde, woanders, körperlich, gedanklich, geistig, nicht hier, nicht dort. Immernoch hier.
Ich gebe mir einen sinn, sinnvoll, sinnlos, sinnentfremdet, zweckenfremdet, ohne zweck, da ist ein fleck, er geht nicht weg, er wird größer, geht durch die klamotten, bis zur haut, von der haut, macht alles nass.

Ob tränen oder blut, aus angst oder wut, aus sinn ohne zweck, der schmerz verletzt, geht durch und durch. etwas zerbricht, wird wieder geflickt, war nie wirklich heil, macht jetzt also auch nichts. keine garantie, kein interesse, keine aussicht auf besserung, ein pflaster drauf und gut ist. solange man die wunde nicht sieht, ist nichts passiert.
mir geht es gut, ich glaub es fest, nichts passiert, nie passiert, alles gut.

ende gut, alles gut. ich bleibe noch sitzen, dann hab auch ich keine lust mehr. ich schließe die augen, der junge auch. doch er, der im spiegel heult noch weiter, aber niemand schaute mehr zu.

Wir gehn zusammen den Gang der Gedanken

Ich möchte nicht, dass du mir sagst, ich würde mir zuviele Gedanken machen. Das gehört zu mir, so bin ich nun einmal. Du siehst die Dinge anders, gehst sie lockerer an. Das mag für dich gut funktionieren, aber so bin ich nun einmal nicht.

Ich möchte nicht, dass du versuchst, mich davon abzulenken. Ich mag keine anderen Gedanken haben. Nicht, solange da noch nicht zu Ende gedachte Gedanken warten. Am Ende sprudeln sie nur doch wieder hervor. Und es macht mich ganz verrückt, wenn du so tust, als wären sie nicht da.

Ich möchte, dass mich verstehst, meine Sorgen teilst. Mit mir den Gedankengang zu Ende gehst. Und am Ende auch die Eier hast, mir zu sagen: „Ja, das ist echt eine schöne Scheisse.“

Bildcredit: Walking On The Dream [Explore] von MohammeD BuQuRais bei Flickr

Unemotional Sex

Ich bewundere ja insgeheim Leute (Männer), die das Zeug zum Sportficker haben. Unverbindlicher Sex mit vielen, vielen Männern.
Dazu muss man das Aussehen haben – und die geistige Verfassung.
Rein, raus, runter und raus – das schaffen nur Leute, die genau wissen, was sie wollen – und wann es Zeit ist, zu gehen. Unabhängigkeit, Ungebundenheit, Selbstständigkeit.

Also probierte ich das selbst einmal aus. Nach dem 5 Mann wollte ich von Männern nichts mehr wissen. Seither weine bei jeder Form von sexuellem, unverbindlichen Kontakt, habe mich von all meine Kunden verabschiedet und masturbiere leise vor mich hin.

Wie es geht

„Wie gehts?“ ist wohl so ziemlich die erste Frage, die ich gestellt bekomme, wenn ich jemand Neues kennenlerne.Anschließend entwickeln sich die Gespräche in die unterschiedlichsten Richtungen. Ich erzähle von mir, da ich nicht gerne Fragen stelle. Ich erzähle von mir, weil ich nicht gerne auf Fragen antworte. Ja, das hängt wohl mit einander zusammen. Ich merke, wenn es jemandem nicht so gut geht – aber ich habe zuviel Respekt, gleich in der Wunde zu bohren. Denn ich dies tue, so tue ich es gründlich. Ist der Knochen erreicht, bin ich zufrieden und höre auf. Vermutlich lindert das nicht unbedingt die Schmerzen meines Gegenübers. Deshalb, wie gesagt, stelle ich nicht gerne Fragen.Es steht der Person frei, das zu erzählen, was sie mir erzählen möchte.
Ich schenke jeder neuen Person einmal mein uneingeschränktes Vertrauen.
Ich stelle nur diese eine Bedingung: „Sei du selbst.“Du musst mir nichts beweisen. Und ich merke es, wenn du mir etwas vormachst. Wenn du dir selbst etwas vormachst, merke ich es sogar noch dir. Im Gegenzug bekommst du mich. Ich reiche dir mehr als den kleinen Finger, ich strecke dir die Hand hin und lade dich ein, ein Stück mit mir zu gehen.So merken wir beide, ob unser Tempo das gleiche ist. Ob wir miteinander Schritthalten können.
Doch sei gewarnt, Fremder! Hintergangen werde ich nur einmal. Wagst du es, mich zu hintergehen, mein Geschenk mit Füßen zu treten, mich zu drängen, schneller zu laufen oder mich gar zurückhalten zu wollen, so trennen sich unsere Wege. Da bin ich konsequent. Ich vertraue dir ganz, oder gar nicht. Ich begleite dich, doch gibts du mir Grund, dir zu misstrauen, oder bringst du mich gar zu Fall, so wirst du aus diesem Königreich verbannt – und wirst fortan nie mehr willkommen sein.

Fremde Arme, falscher Glauben

Ich muss Glauben haben. Ich muss überzeugt davon sein, dass DU eines Tages kommen wirst. Ich sollte fest davon überzeugt sein, dass du mir die Erlösung bringst. Du wirst mir vergeben, weil ich Untreu war und gesündigt habe.

Ich hatte schwache Momente: Ich zweifelte an mir selbst und mehr noch an dir. Ich wurde abtrünnig und schmiss mich dem Teufel in die Arme. Mir war bewusst, wie sehr ich dich verägern würde.

Wie ein kleines Lamm warte ich brav auf ein Zeichen von dir, damit ich weiß, dass ich nicht umsonst warte – und dass es dich wirklich gibt. Oft bekomme ich dich nicht zu sehen. Und je länger wir getrennt sind, umso stärker werden meine Zweifel.

Ich weiß, ich sollte Glauben haben und Vertrauen. Aber du bist nun einmal kein Gott. Und ich war nie sonderlich religiös.

Treue ist ihm ganz wichtig.

Er ist 16, hatte gerade sein Coming Out, ist viel lieber passiv als aktiv. Von OneNightsStands hat er die Schnauze voll. Er sucht die große Liebe, so alt wie er soll er sein.

Treue ist ihm ganz wichtig. Fremdgehen darf sein Freund nicht. Vielleicht sieht der Vierte das ja genau so.

Sexklusivität

Ich habe keinen Sex mit anderen. Ich warte auf dich, denn Du bist der Eine.

Es ist mir ernst mit dir, das möchte ich dir damit beweisen. Siehst du wie ich den anderen wiederstehe? Ich hätte viele Gelegenheite, doch ich nehme sie nicht wahr. Weißt du es zu würdigen? Ich hoffe, dir ist es auch mit mir ernst.

Ja, ich erwarte das Gleiche von dir. Und ich hoffe insgeheim, dass wir eines Tages miteinander die Enthaltsamkeit beenden.

UN-Sicherheit

Es kommt selten vor, aber manchmal, da ist man sich einer Sache sicher. Zweifelsfrei und mehrfach geprüft – nur der Bauch ist misstrauisch. Macht der Gewohnheit. Es will sich noch nicht so recht überzeugen lassen.

Das ruft den Kopf und das Herz auf den Plan. Zusammen rufen sie dem Bauch zu: „Halt die Klappe, und lass endlich die Schmetterlinge frei!“

„Aber“, entgegnet dieser, „wieso seid ihr euch beide so sicher? Was ist mit den Zweifeln und der Unsicherheit passiert, die euch so lange plagten?“

Der Kopf erklärt: „Im Grunde wussten wir es schon seit langem.
„Weißt du, Bauch“, sagt da das Herz, „diese Zweifel waren nicht unsere eigenen.“

Checkliste: Outing

Er hat sich bei sich selbst geoutet. Er hat sich so akzeptiert, wie er ist. Er hat es seinen Eltern gesagt, seiner Mutter und seinem Vater. Seinen Freunden, seinen Schulkameraden, seinen Bekannten. Alle sollen es wissen, und alle wissen es jetzt.

Er ist stolz und freut sich. Denn jetzt, jetzt können die süßen Jungs kommen!

Der Richtige IV

Alle sind sie auf der Suche nach der großen Liebe. Dem Typ, der dem eigenen Leben einen Sinn gibt. Der, für den es sich zu Leben lohnt. Er soll das eigene Leben besser machen, die Probleme lösen.

Und einige suchen nach dem, der nicht nur sagt: „Ich liebe dich“, sondern auch: „Ich habe einen Job für dich.“

Die erste Reihe

Er hat mich angesprochen, er war betrunken. Auf der Party.
Ich konnte es kaum fassen. Der süße Typ redet mit mir!

Er fragte nach der letzten Arbeit. Es lief gut für ihn. Ich war mir sicher, dass er nicht nur in der Klausur 13 Punkte erreichen könnte.
Er sitzt übrigens neben einem weiteren Kerl, der auch nicht zu verachten ist. Zwei gute Gründe, regelmäßig in den Unterricht zu gehen. Vor allem jetzt, wenn es wärmer wird, und sie nur noch T-Shirts tragen.

Ein wahrer Augenschmauß, zu denen ich immer wieder verstohlen nach vorne schiele. Bloß nicht bemerken soll er mich.

Auf der Party jedenfalls hat er mich bemerkt. Und sich vorgestellt mit den Worten: „Ich bin bei dir in XXXX, ich sitz da vorne in der ersten Reihe.“

Hach, als ob ich das nicht wüsste.

Rückwärts gehend

Aus Erfahrungen kann man lernen. Aus den eigenen – und wenn man klug ist, auch aus denen von anderen. Das Alter mag ja in vielen Bereichen in einem negativen Licht stehen, in einem jedoch ganz bestimmt nicht: Je älter man wird, desto mehr Erfahrungen sammeln sich an.

Ich blicke gerne zurück und schaue, was ich schon so alles erlebt habe. Glückliche Momente, traurige Stunden. Im Nachhinein vermag ich nicht mehr zu sagen, was nun wirklich überwogen hat. Ich schmücke sie mir aus und biege sie mir zurecht. So, wie ich es im Nachhinein gerne gesehen hätte.

Ach, wie gerne lebe ich in der Vergangenheit. So vieles ist passiert und noch mehr hätte passieren können. Aus einer einzigen Nacht werden Tage, aus einem Tag eine ganze Woche. Nur du und ich, nur ich und du. Lange Gespräche werden endlos. Wir, schon immer zusammen.

An die Zukunft denke ich ungern. Denn es könnte sein, dass du dich darin schon morgen aus ihr verabschiedest.

Tiger und Bär

Tiger und Bär trafen sich eines Tages und stellten fest, dass sie einander sehr mochten. Sie beschlossen, gemeinsam ein Stück zu gehen, um zu prüfen, ob sie zueinander passten. Bär war von Natur aus viel unterwegs, und selten waren die Treffen. Gelegentlich sahen sie sich. Wenn sich ihre Wege kreuzten, hielten sie kurz inne für einen Plausch, um sich zu vergewissern, dass sie sich wirklich so gut verstanden, wie sie es in Erinnerung hatten.

Die Zeit verging, aus Frühling wurde Herbst. Im Winter endlich fanden sich beide für einen Spaziergang zusammen. Bär redete vom Heiraten, das freute den Tiger. Er hatte Bär oft vermisst und würde am liebsten immer bei ihm sein.

Sie gingen weiter den Weg entlang, da setzte plötzlich der erste Schnee ein. Bär begann zu zittern, und sagte: „Ich kann mit dir nicht weitergehen. Ob du stehen bleibst oder weitergehst, das liegt bei dir.“

Tiger war verdunwert: „Warum kommst du nicht weiter? Dort vorne ist schon die Hütte. Ich habe eine Decke, sie wird uns wärmen!“

„Ich habe schon so viele Winter erlebt, mehr noch als du“, erklärte der Bär. „Doch die Decke reicht nicht für uns beide, und ich mag sie dir nicht wegnehmen. Du bist jung, du sollst nicht frieren. Ich würde dich nur um deine Wärme bringen.“

„Aber, wir werden uns gegenseitig warm halten!“, rief Tiger.

„Du kennst die Winter nicht so wie ich. Dieser wird sehr kalt werden. Ich werde es nicht schaffen, dich so zu wärmen wie ich sollte.“

„Du bist ja so töricht!“, schrie da der Tiger. Und blieb beim Bär bis zum Frühling.

Beziehungsklausur

Ist es zu früh, jetzt schon über eine Beziehung nachzudenken?

Ist es überhaupt je zu früh dafür? Eigentlich sollte man doch von Anfang an daran denken, schließlich muss man mit jeder Macke im Ernstfall sein Leben verbringen.

Man sollte überhaupt frühzeitig planen, vielleicht etwas Geld sparen, ein Haus bauen. Sicherheiten schaffen, etwas zur Seite legen. Sport treiben, einen guten Job haben. Gesund essen, um möglichst lange zu leben.

Zeit haben, Zeit nehmen, sich genug Zeit lassen.
Aber nicht zu viel, denn sonst ist es zu spät.

Wir kennen uns jetzt schon ein Jahr – wie wärs mal mit einem Date?

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